Annäherung zwischen Moskau und Kairo

■ Nach langer Pause reist wieder ein ägyptischer Präsident in die UdSSR

Berlin (taz) - Zum ersten Mal seit 1972 reist nun wieder ein Staatsoberhaupt vom Nil an die Moskwa. Freilich ist es für den ägyptischen Präsidenten Mubarak nicht die erste Reise in die Sowjetunion. Denn wie viele äygptische Politiker studierte auch Mubarak vor dreißig Jahren an der sowjetischen Militärakademie.

Der jetzige Kremlbesuch Mubaraks vollendet quasi die Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen. Denn nach Jahren engster Anbindung an den großen Bruder Sowjetunion unter Nasser leitete dessen Nachfolger Sadat eine schroffe außenpolitische Kehrtwende ein. Im Juli 1972 wies Sadat praktisch über Nacht 17.000 sowjetische Militärberater aus und signalisierte so augenfällig Washington den Sinneswandel.

Kurz vor seiner Ermordung im Oktober 1981 setzte Sadat aber noch eins drauf und brach aus nichtigem Anlaß die Beziehungen zu Moskau ab. Erst 1984 veranlaßte Mubarak wieder einen Botschafteraustausch. Doch trotz der rüden Behandlung unter Sadat stellte der sowjetische Außenminister Schewardnadse im Frühjahr 1989 die neue Nahostpolitik Gorbatschows in Kairo und nicht im politisch opportuneren Damaskus vor.

Das Hauptthema des jetzigen Gedankenaustausches wird die massive Einwanderung von sowjetischen Juden nach Israel sein. Dabei dürfte es Mubarak darum gehen, daß die Sowjetunion die weitere jüdische Auswanderung von der Zusage Israels, die neuen Bürger nicht in den besetzten Gebieten anzusiedeln, abhängig macht. Diese Zusicherung würde Präsident Mubaraks Stellung bei dem für den 28. Mai geplanten Sondergipfel der Arabischen Liga in Bagdad ganz beträchtlich stärken.

wasa