Häuserräumung mit schwerem Gerät

■ Heftige Auseinandersetzungen im Hamburger Karolinenviertel / Besetzte Häuser von der Polizei unter Wasser gesetzt

Hamburg (taz) - Bei der Räumung eines seit dem Wochenende besetzten Hauses im Hamburger Karolinenviertel ist es gestern zu schweren Auseinandersetzungen zwischen BesetzerInnen und der Polizei gekommen. Das Doppelgebäude war am Samstag von den Ex-MieterInnen - in der linken Szene LaMas genannt - im Rahmen eines Straßenfestes „wiederbesetzt“ worden, nachdem der Eigentümer, der berüchtigte Spekulant Nikolai Rabels, Sohn des früheren Innenbehörden-Staatsrats Peter Rabels (SPD), im Februar die Häuser hatte polizeilich räumen lassen. Die BesetzerInnen hatten in den letzten 48 Stunden die Gebäude mit Stahlkonstruktionen verbarrikadiert.

Die Polizei rückte in den Morgenstunden mit mehreren Hundertschaften, Wasserwerfern, mobilen Einsatzkommandos und schweren Räumgeräten an. Während zunächst SympathisantInnen der HausbesetzerInnen die Uniformierten vor dem Areal mit einem Steinhagel eindeckten, prasselte nach der Räumung der Straße aus den Häusern ein Hagel von Farb- und Urinbeuteln auf die Polizei nieder.

Die Polizei setzte daraufhin die Häuser mit Wasserwerfern unter Dauerbeschuß, so daß alle Fenster zu Bruch gingen. Hunderte Liter Wasser wurden in die ohnehin heruntergekommenen Bruchbuden gepumpt. Mit einem Räumpanzer wurden im Anschluß die schweren Stahlbarrieren an Fenster und Türen eingedrückt. Erst dann stürmte das MEK die Häuser und nahm die 25 BesetzerInnen fest, die sich im hinteren Teil der Häuser verschanzt hatten.

Ob der Ablauf des Polizeieinsatzes jedoch im Interesse des Eigentümers war, ist zweifelhaft. Denn im Anschluß an die Polizeiaktion wurden die Häuser wegen der Wasserschäden für unbewohnbar erklärt. Das zuständige Bezirksamt hatte ohnehin schon erwogen, die zu Spekulationszwecken erworbenen Häuser abreißen zu lassen, weil Rabels sich bislang einer Sanierung verweigert hatte. Nikolai Rabels, der mittlerweile in der Hausbesetzerszene zum Symbol eines skrupellosen Spekulanten geworden ist, kündigte gegenüber der taz an, die Polizei, die ihn sonst immer im Kampf gegen seine unliebsamen MieterInnen unterstützt hatte, auf Schadenersatz zu verklagen. Am Sonntag hat Spekulant Rabels die Bereitschaft zum Verkauf der polizeilich ramponierten Häuser geäußert.

Kai von Appen