GEW in Ost und West

■ Ost- und West-LehrerInnen sollen künftig vereint sein / Erneute Streiks im KiTa-Bereich / Aktionstage gegen pädagogische Verschlechterungen angekündigt

West-Berlin. Die GEW Berlin soll nach der verwaltungsmäßigen Einheit Berlins eine einheitliche GEW Brandenburg werden. Dies beschloß die GEW Berlin auf ihrer Landesdelegierten -Versammlung, die gestern und vorgestern in den Kindl -Festsälen stattfand.

Die Mehrheit der Delegierten, die noch im letzten Jahr eine SEWlerin zu ihrer Ersten Vorsitzenden gewählt hatten, distanzierte sich von den bisher in den DDR-Staat integrierten Gewerkschaften GUE und GW. Man ist jedoch im Hinblick auf eine „einheitliche demokratische Gewerkschaft“ bereit, mit den Vorständen der Ost-Gewerkschaften zu diskutieren. Bereits jetzt haben sich in Ost-Berlin, Thüringen und Sachsen GEW-Gliederungen gegründet, die nach Aussagen des GEW-Bundesvorstandsvorsitzenden, Dieter Wunder, unterstützt werden. Der „harte Anpassungsprozeß“, dem die LehrerInnen im Osten jetzt ausgesetzt seien, erfordere eine gemeinsame Organisation, so Wunder.

Um gegen die weitere Erhöhung der Klassenfrequenzzahlen von jetzt 24 auf 27 im Jahre 1993/94 zu protestieren, wird die GEW Berlin Aktionstage veranstalten, in deren Verlauf auch mit zweistündigen Arbeitsniederlegungen zu rechnen ist. Erstmalig seit Kriegsende verschlechtere sich die pädagogische Situation dramatisch, sagte der Vorsitzende der Berliner GEW, Erhard Laube. Für ihn ist es „tragisch, wenn ausgerechnet die Senatorin, die aus der GEW kommt, pädagogische Verschlechterungen in ungeahntem Ausmaß zu vertreten hat“.

Weitere Themen der am Rande der Delegiertenversammlung stattfindenden Pressekonferenz waren die erneuten von der GEW unterstützten Streiks an der Berlitz-Sprachschule und der Kita-Tarifvertrag. Bezüglich Berlitz sei man zuversichtlich, den Arbeitgeber zum Nachgeben zu zwingen. Bereits zum sechsten Mal innerhalb weniger Monate streiken circa 70 Prozent der Lehrer für bessere Löhne und abgesicherte Arbeitszeiten.

In der Frage der Kita-Tarifverträge habe man jetzt eine flexible Streiktaktik, die einen „langen Atem“ ermögliche, so Erhard Laube, der für die nächsten 4 Wochen erneute Streikaktionen ankündigte. Gleichzeitig wies er darauf hin, daß die Ängste des Senats, im Falle eigener Tarifverhandlungen aus der Tarifgemeinschaft Deutscher Länder ausgeschlossen zu werden, nunmehr unbegründet seien. Nach der neuen Bundesratsmehrheit der SPD-geführten Länder habe die Tarifgemeinschaft signalisiert, daß sie bundesweiten Tarifvereinbarungen für ErzieherInnen nicht mehr ablehnend gegenüberstehe.

Sigrid Bellack