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Die Frage nach eventuellen national bedingten „Krankheiten“ wird bei der heutigen Ausgabe von Wissenswert in hr2 sicher immer mal durchklingen: Thema der Sendung ist Umgestaltung a l'allemande zum Zeitpunkt nach der französischen Revolution. Während in Frankreich Napoleon Bonaparte als junger „Held des Volkes“ kräftig am Ausbau der eigenen Machtposition arbeitete, schaute ihm eine scharfsinnige Dame von Welt genau auf die Finger. Als Konsequenz ihrer direkten Einmischung wurde Madame de Stael des Landes verwiesen. Sie begab sich nach Deutschland, wo sie ihre von der Revolution geprägten Ideen selten erwidert fand. Sie beobachtete die politischen Veränderungen des Gastlandes und kam zu dem wenig schmeichelhaften Schluß: „Die Freiheitsliebe ist bei den Deutschen nicht entwickelt.“ Ob sich dieses nationale Symptom in den vergangenen knappen 200 Jahren zum Besseren gewandelt hat, kann sich während der gegenwärtigen Umgestaltung zeigen. Allerdings ist heute wie damals alles eine Frage der Definition von Freiheit... Umgestaltung - Deutschland um 1800 ist um 14 Uhr zu hören.

Drogen-Terror in Kolumbien. Vor allem Anhänger der politischen Opposition sind Zielscheibe der Todeskommandos der Mafia, die mit Teilen der kolumbianischen Armee eng zusammenarbeiten. Denn die millionenschweren Koksbarone sind inzwischen zu Fabrikherren und Großgrundbesitzern aufgestiegen und verteidigen ihre Privilegien mit brutaler Gewalt. Militärexperten aus Israel und Großbritannien verschafften den Terrorkommandos dazu die professionelle Ausbildung.

Die Reportage Der unerreichte Frieden um 21 Uhr im hr1 führt in das Städtchen Puerto Boyaca, wo das Drogenkartell seine Killerschulen unterhielt und auf die Bananenplantagen an der Küste. Hier massakrierten die bewaffneten Kommandos Campesinos, die ein Stück Land der Drogenbosse besetzt hatten. Samstag

„Mit einem frechen Lied über die Stasi auf den Lippen hatte man das Publikum meist auf seiner Seite. Das ist heute nicht mehr so leicht“, kommentiert Liedermacher Stefan Körbel die derzeitige Lage seiner Zunft in der DDR. Nun, die Ratlosigkeit angesichts des aufkommenden nationalen Provinzialismus könnte doch Gesangsstoff dieser LiedermacherInnen sein, deren Illusionen vom selbständigeren Weg der DDR auf Talfahrt sind. Autor Michael Kleff hat sich in der Szene umgehört und läßt die Fans um 16.10 Uhr bei DLF wissen, ob es Zeit zu gehen oder Zeit zu bleiben ist.

Am späteren Abend zeigt dann der NDR 4, wie die westliche Kunst nach 1945 versuchte, den Zaun zwischen Leben und Kunst einzureißen und auf die Entfremdung unserer Erfahrung von realen Erlebnissen aufmerksam zu machen. Der menschliche Körper, aber auch Alltagsplunder, Gefundenes und Zerstörtes dienten als ästhetisches Material der künstlerischen Unternehmen in den Sechzigern. Näheres im Funkkolleg Moderne Kunst um 23.05 Uhr. Sonntag

Von den Schattenseiten des für manche immer nach lebendigem american dream handelt ein Feature auf Radio Bremen 2. Hier werden Menschen aufgesucht, für die der Aufstieg ein Mythos blieb und die jetzt im New Yorker Elendsviertel „Lower East Side“ ums Überleben kämpfen. Dieses traditionelle Einwandererviertel ist für viele das Land der erbärmlich begrenzten Möglichkeiten. Der soziale Widerspruch liegt auf der Straße, sozusagen als zynische Allegorie: ein Penner im Rinnstein vor dem milliardenschweren Apartmenthaus. Überall riecht es hier nach Mensch ist leider etwas für Frühaufsteher: Um punkt 9 Uhr geht's los.

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