Der Untergang der Pyromanie

■ „Fire Syndrome“ - Ein Film wie ein Wegwerf-Feuerzeug

Als Tobe Hooper seine Hommage an die Kettensäge, Texas Chainsaw Massacre, herausbrachte, war er mit einem Schlag weltberühmt. Seine blutige Schlachtplatte war wohl das Widerlichste, was bis dahin das Licht der Leinwand erblickt hatte. Sirupdick flossen Grauen und Ekel in den Zuschauerraum. Heute sucht man den Film meist vergebens, denn er hat einen festen Platz auf dem Index (Nr. 856). Was in Fan-Kreisen mit „Prädikat besonders wertvoll“ übersetzt wird.

Gezähmt wurde der Splatter-Regisseur von Steven Spielberg. Der ließ sich nämlich von Hooper seinen Poltergeist inszenieren, und von diesem recht harmlosen Gruselmärchen hat er sich anscheinend immer noch nicht erholt. Mit seinem neuen „Schocker“ nun, Fire Syndrome, hat er versucht, der eher harmlosen Frage „Hast Du mal Feuer?“ eine völlig neue Dimension zu geben.

Lehrer Sam (Brad Dourif) leidet an einer ärgerlichen Erbkrankheit, der „Spontaneous Human Combustion“, der spontanen menschlichen Selbstentzündung. Seine Eltern wurden in den 50er Jahren von der Regierung und der sich gerade bildenden Atommafia als Versuchskaninchen benutzt. Man injizierte ihnen einen „Impfstoff“ gegen radioaktive Strahlen und setzte sie der Explosion einer Test-Atombombe aus. Die Wartezeit im Bunker hatten die beiden sich damit vertrieben, einen Sohn zu zeugen. Aber kaum ist der Kleine geboren, gehen seine Nuclear-Eltern in Flammen auf. Der Junge wächst bei Adoptiveltern auf, die ihm nichts von seiner feurigen Verwandtschaft erzählen. Aber eines Tages regt Sam sich über seine Ex-Frau auf - ihm schießt eine Stichflamme aus dem Zeigefinger.

Der Pauker wird zum humanen Bunsenbrenner und streift nun, wie weiland der Drache im Märchen, feuerspeiend durch die Gegend. Er sucht und findet die Verantwortlichen für sein Dilemma und fackelt sie ab. Da er sich bei dieser heißen Grillparty immer selbst etwas ankokelt, sieht er am Schluß des Films aus wie der Traum eines Masochisten.

Waschechte Pyromanen werden wohl vor lauter Ärger ihre Streichhölzer fressen bei dieser Verunglimpfung ihres Handwerks, denn die ganze Zündelei wirkt so harmlos und beschaulich wie das Lagerfeuer einer Pfadfindergruppe. Die holprig erzählte Geschichte, die schlechten Schauspieler und die schwachsinnigen Dialoge sind schon schlimm genug. Wirklich peinlich aber sind die Spezialeffekte, schließlich die Hauptsache bei Filmen dieser Art. Die Tricktechniker haben beim Einkopieren der Flammen so schlampig gearbeitet, daß jeder Special-Effect sofort auch als solcher zu identifizieren ist. Der einzige, der wirklich wunderschön brennt, ist Blues Brothers-Regisseur John Landis in einer kleinen Nebenrolle.

Karl Wegmann

Tobe Hooper: Fire Syndrome, mit Brad Dourif, Cynthia Bain, John Cypher; USA 1989, 95 Min.