Südafrikas Rechtsradikale marschieren

Ihr Führer Terreblanche ruft zur „totalen Revolution“ auf / Aufmarsch in der Bergarbeiterstadt Welkom / Streit auch mit Buthelezi  ■  Aus Johannesburg Tim Murphy

Während die Hauptakteure der Verhandlungen um die Zukunft Südafrikas, ANC-Vizepräsident Nelson Mandela und Staatspräsident Frederik Willem de Klerk, im Ausland sind, um für ihre jeweilige Position zu werben, nehmen die Spannungen daheim weiter zu.

„Nun kommt die totale Revolution“, erklärte am Donnerstag Eugene Terreblanche, Anführer der landesweit organisierten „Afrikaner Widerstandsbewegung“: „Wir werden kämpfen, bis wir siegen oder tot sind.“ Er kündigte an, künfig jede Versammlung der regierenden Nationalen Partei auseinanderzujagen, und forderte von der ultrarechten Opposition im weißen Parlament, der Konservativen Partei, durch Rückzug ihrer Abgeordneten Neuwahlen zu erzwingen.

Zum Zentrum und Symbol des rechten Widerstands entwickelt sich die Bergarbeiterstadt Welkom in der Provinz Orange Free State. Donnerstag nacht versammelten sich dort schwerbewaffnete Anhänger Terreblanches und die Organisation „Weiße Sicherheit“, um über einen Rachefeldzug gegen die Schwarzen der Stadt zu beratschlagen. Nachdem die Werkspolizei der Goldmine auf demonstrierende Arbeiter geschossen hatte, die gegen Entlassungen protestiert hatten, kam es zu Kämpfen, bei denen zwei Weiße getötet wurden. Ein schwarzer Konsumentenboykott gegen die weiße Geschäftswelt dauert seit zehn Tagen an. Die Rechtsradikalen drohen nun, schwarze Wohngebiete zu belagern und auszuhungern.

Die südafrikanische Regierung fürchtet landesweite Folgen, wenn es erneut zu Zusammenstößen in Welkom kommt. Gestern traf Innenminister Adraan Vlok zum zweiten Mal in der Stadt ein, um den Konflikt zu schlichten. Mehrfach wurde in den letzten Tagen Polizei- und Militärnachschub nach Welkom entsandt. Und Ende kommender Woche wollen alle rechtsradikalen Organisationen Südafrikas zu einem „Massenprotest gegen die Reformpolitik in Pretoria“ aufmarschieren.

Auch in der Provinz Natal, wo seit Monaten Anhänger des ANC und der Inkatha-Bewegung von Zulu-Chief Mangosuthu Buthelezi gegeneinander kämpfen, wächst die Spannung. Buthelezi ist zugleich Oberhaupt und Polizeiminister des Homelands Kwa Zulu, das sich aus zahlreichen Landflecken in der Provinz Natal zusammensetzt. Buthlezi sieht sich als Opfer einer Kampagne des ANC und des Gewerkschaftsdachverbandes COSATU. Beide Organisationen hatten am Donnerstag die Regierung aufgefordert, Buthelezi aus dem Amt zu entlassen und die Kwa Zulu-Polizei aufzulösen.

Nach Augenzeugenberichten greift die Homeland-Polizei in letzter Zeit gemeinsam mit Inkatha-Anhängern immer häufiger Gegner Buthelezis an, vor allem ANC-Anhänger. „Die Regierung, die Buthelezi mit einer Polizei ausgerüstet hat, muß ihn nun entwaffnen, damit wir uns offen politisch engagieren können“, erklärte T. Lekota, ANC-Verantwortlicher in Natal. Allein am Mittwoch und Donnerstag wurden in Natal neun Menschen von unbekannten Schützen ermordet.