„Republikaner“ in der Dauer-Agonie

■ Schönhubers Stellvertreterin fordert die Abwahl des Rep-Vorsitzenden / Landesverband Bayern: Keine chinesischen Verhältnisse / Bundesgeschäftsstelle: Diffamierungskampagne einer Funktionärsclique

Berlin (taz) - Der Führungsstreit unter den „Republikanern“ hat sich nochmals verschärft. Nachdem Franz Schönhuber seine Kandidatur als bayerischer Landesvorsitzender angekündigt hat, forderte die stellvertretende geschäftsführende Bundesvorsitzende Johanna Grund, den Rep-Chef beim kommenden Bundesparteitag am 30.Juni abzuwählen.

Wie berichtet, hatte Schönhuber offenbar unter dem Eindruck des glatten Einbruchs bei den Landtagswahlen in Nordrhein -Westfalen und Niedersachsen zu Wochenbeginn angekündigt, er bewerbe sich um den Landesvorsitz in Bayern. Er wolle den dort erkennbaren rechtsextremen Tendenzen entgegentreten, ließ er aus Bonn verkünden.

Gemünzt waren Schönhubers Aussagen insbesondere auf den bayerischen Spitzenkandidaten Harald Neubauer, der über lange Jahre Mitglied in DVU und NPD war. Bislang galten Schönhuber und Neubauer in der Parteiöffentlichkeit als untrennbares Gespann. Schönhubers Ansinnen brachte aber auch seine Stellvertreterin Grund gegen ihn auf, die ihm bislang in parteiinternen Konflikten immer die Stange gehalten hatte. Schönhuber betreibe eine „Beleidigung der Parteibasis“ - „nur in einer neuen Ära nach Schönhuber gibt es eine Zukunft für unsere Partei“, ließ sie aus der Landespressestelle in München verbreiten. Mit der Unterstellung von „Extremismus und Rassismus“ begehe der Chef „eine Art Harakiri der eigenen Partei“.

Die neu eingerichtete Bundesgeschäftsstelle in Bonn wies unterdessen Gerüchte über einen möglichen Rücktritt des Bundesvorsitzenden zurück. Pressesprecher Ralph Lorenz bezeichnete die Meldungen als „Teil einer Diffamierungskampagne einer verschwindend kleinen Gruppe von Funktionären“. Lorenz bezog sich auf die am Mittwoch geäußerte Forderung des bayerischen Rep-Sprechers Karl Richter, wonach Schönhuber nicht gleichzeitig Landes- und Bundesvorsitzender sein könne. Lorenz: Nach der Satzung sei dies zulässig.

Schönhubers Streben nach dem Posten des Landesvorsitzenden hielt unterdessen der stellvertretende Vorsitzende im Freistaat, Josef Hartsberger, entgegen, „wer keine Mehrheiten im Bundesvorstand hat, wird schwerlich als Landesvorsitzender in Bayern mehrheitsfähig sein“. „Wir brauchen keine chinesischen Verhältnisse, mit einer Führungsclique von 68- bis 90jährigen“. In der innerrepublikanischen Schlammschlacht schlug sich auch der hessische Landesvorsitzende Erich Fuchs auf die Seite der Schönhuber-Kritiker. Dessen Ämterhäufung verstoße gegen innerparteiliche Demokratie, rechtfertige den Vorwurf der Ein-Mann-Partei und schade dem Ansehen der Partei.

Wolfgang Gast