■  Montag

Um 18.05 Uhr gibt der Kulturtermin auf SFB 3 einen Einblick in die Zusammenhänge der Filmproduktion. Thema des Features ist eine Spezies Mensch, die in der Entstehungsgeschichte unserer moving pictures eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt: Die Spezies DrehbuchautorIn. Obwohl die Kassandrarufe über den desolaten Zustand des Autorenkinos ständig von „Lieferaufträgen“ an die Adresse dieser Literatenart begleitet sind, ist es für die DrehbuchautorIn immer noch nicht leicht, Anerkennung zu finden. Ob das Drehbuchschreiben nur eine Zuliefertätigkeit ist, Geschriebenes überhaupt als Grundlage für die filmische Vision taugen kann und wo die besonderen Gesetze dieser Art des Schreibens liegen, hat Autor Gerhard Midding im Gespräch mit Vertretern der internationalen Drehbuchautoren-Szene hinterfragt.

Die HörerInnen sollten nun gleich am Ball bleiben und nicht den Sender wechseln, denn es wird brandaktuell im SFB 2: Die letzte Frist um 20.05 Uhr ist ein Beitrag zur aktuellen Diskussion um Schwangerschaftsabbruch in Ost und West. Für Frauen, die nicht ganz auf dem laufenden sind, sei's noch mal gesagt, daß in der DDR bis zum dritten Monat straffrei abgetrieben werden darf - oft alledings unter fragwürdigen Bedingungen. In der BRD dagegen ist ja ein Abbruch nach wie vor grundsätzlich verboten und die Ausnahmeregelungen werden, wie Memmingen zeigt, zunehmend restriktiv gehandhabt. Der alte Kampf um den Paragraph 218 hat sich inzwischen zum Streitpunkt der deutsch-deutschen Verhandlungen entwickelt. Die DDR-Regierung will an der Fristenlösung festhalten und wird dabei von SPD- und FDP -Frauen im Westen unterstützt. Das heutigfe Montagforum will mit Reportagen, Interviews und telefonischer HörerInnenbetiligung der Streitfrage ein Podium stellen. Es diskutieren: Christa Schmidt, Ministerin für Familie und Frauen (DDR), Tatjana Böhm, Unabhängiger Frauenverband (DDR) und Susanne von Paczensky, Journalistin (BRD). Dienstag

Und weiter geht's mit Gesellschaftskrtitischem: Im DLF stehen ab 19.15 Uhr die totalitären Strukturen Arabiens zur Diskussion. Hierbei klingt der Ansatzpunkt hoffnungsvoll, denn lauter Ceausescus in Arabien vermutet Monika Borgmann immer noch. Dabei stützt sich die Autorin auf Gespräche mit arabischen Intellektuellen in Damaskus und Paris, deren Einschätzung des Reformpotentials in den arabischen Oligarchien äußerst negativ ausfällt. Natürlich wird auch dort angesichts der politischen Veränderungen in Osteuropa die Frage gestellt, ob sowas wohl auch in den erhabenen Scheichtümern möglich sei, jedoch kann bisher „nur“ auf Brotrevolten in den Hauptstädten Marokkos, Algeriens, Tunesiens und Ägyptens zurückgeblickt werden.

Damit die europäischen Intellektuellen sich nicht übergangen fühlen, hat der hr 2 um 21.00 Uhr einen großen Franzosen auf den „Spielplan“ gesetzt. Jacques Derrida plaudert über seine Arbeit. Damit's überhaupt klappt, sind Grenzgänge zwischen vermeintlich so festgefügten Gattungen wie Literatur, Philosophie, einem Liebesbrieflein und dem Reisejournal für ihn wesentliche Arbeitsbedingung. Mittwoch

Kurt Vonnegut beglückt nun schon seit über dreißig Jahren nicht bloß die amerikanische Leserschaft mit den skurrilen Auswüchsen seiner Phantasie. Johannes Kaiser hat den weiten Weg nach USA nicht gescheut, da er es endlich wissen wollte: Was ist das eigentlich für ein Typ, dieser Kurt? Ein Erfolgstip des Schriftstellers wird bereits im Titel verraten: Unsere Macht ist Geduld, den Rest gibt's um 21.00 Uhr auf WDR 3.

geha