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Werksriesen ohne Schneid

■ Die Basketballer aus Bayreuth siegten im zweite Play-Off-Finalspiel in Leverkusen mit 103:72, glichen damit ihre erste Niederlage aus und erzwangen zwei weitere Spiele zur Titelverteidigung

Leverkusen (dpa/taz) - Härter erwischt als die Leverkusener Basketballspieler am Freitag hat es selten ein Meisterschafts-Kandidat: Sechs Tage nach dem 84:92 beim ersten Play-Off-Finale in eigener Halle drehte Titelverteidiger Steiner Bayreuth den Spieß um und überrannte den siebenmaligen Meister und Cup-Sieger vor dessen verblüfften Fans mit 103:72 Punkten.

Damit ist das Finale wieder offen, werden zumindest noch zwei weitere Spiele am Sonntag in Bayreuth und am kommenden Freitag in Leverkusen erforderlich. Meister wird die Mannschaft mit drei Siegen.

„Ich wußte, daß wir besser spielen können als bei unserer Niederlage im ersten Spiel. Das Ergebnis ist für mich keine Überraschung. Doch Leverkusen ist ebenfalls eine gute Mannschaft. Deshalb geht es am Sonntag wieder von vorn los“, merkte auch Bayreuths US-Trainer-Fuchs Les Habegger, offenbar nicht in Small-talk-Höchstform.

Dafür hatte er aber seine Mannschaft blendend auf den Gegner eingestellt, für jeden Leverkusener Schachzug die richtige taktische Antwort bereit und an diesem Abend zudem eine hinreißend, wenn auch ruppig kämpfende Mannschaft mit acht Spielern, die jeder über acht Punkte erzielten.

So verkündete Bayreuths Spielmacher „Bo“ Dukes, winziger Publikumsliebling (1,69 m), nach der Schlußsirene selbstbewußt: „Wenn wir in den nächsten Spielen in Abwehr und Angriff auch nur annähernd diese Form erreichen, werden wir nochmals Meister.“

Leverkusen konnte sich bei einer mit 4.500 Zuschauern restlos ausverkauften Halle mit einer Einnahme von mehr als 50.000 Mark trösten. Denn die spielerische Leistung glich einem Offenbarungseid. Trainer Bauermann klagte: „Die enorm aggressive Spielweise der Bayreuther hat unseren Rhythmus von Beginn an zerstört. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen.“

Was auch den Bayreuthern nicht entging, die, die Lähmung der Gegner schamlos ausnutzend, am Ende der ersten Halbzeit innerhalb von achzig Sekunden zehn Punkten in Serie erzielten und die 36:33-Führung auf 46:33 ausbauten.

Wie weggeflogen war spätestens zu diesem Zeitpunkt das zuvor in höchsten Tönen gelobte Selbstvertrauen der Werksmannschaft aus Leverkusen. Nur die US-Stars Clinton Wheeler und Kannard Johnson - letzterer allerdings nur im ersten Viertel - vermochten sich gegen das robuste Deckungsspiel, das die Bayreuther mit und ohne Ball praktizierten, durchzubeißen. So gut wie nichts gelang dagegen J. Johnson, Henning Harnisch, Chr. Körner und dem 2,20-Meter-Riese Behnke.

Mitentscheidend für den Ausgang der nächsten Spiele dürfte sein, ob die Schiedsrichter den vor allem von dem Bamberger Hansi Gnad und US-Rückkehrer Nils Becker unter beiden Körben angezettelten „Dschungelkampf“ ebenso tolerieren wie diesmal die Herren Klingbiel (Berlin) und Dr. Steinmetz (Monreal).

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