Zum Gedenktag Straßenschlachten

■ Südkoreas Polizei prügelt Demonstrationen zum Gedenken an das Kwangju-Massaker nieder Studenten fordern Rücktritt von Roh Tae Woo und Abzug der US-Truppen / Tod eines Studenten

Kwangju (ap/taz) - Tausende koreanischer Studenten haben sich am Sonntag in der südwestlichen Provinzhauptstadt Kwangju erbitterte Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Es war bereits der dritte Tag der Massenproteste, die anläßlich des zehnten Jahrestages des Massakers von Kwangju ausgebrochen waren. Am Samstag hatten mehr als 25.000 Studenten und Arbeiter in den Straßen der Stadt gegen den Präsidenten Roh Tae Woo und die amerikanische Militärpräsenz in Südkorea demonstriert. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, die Studenten warfen mit Steinen und Molotowcocktails. Anschließend verbarrikadierten sich einige tausend Studenten auf dem Gelände der Universität.

Die verbotene Studentenvereinigung Chundaehyop hatte zu der Versammlung aufgerufen. Am Sonntag morgen feuerte die Polizei Tränengasgranaten auf das Gelände und jagte die flüchtenden Studenten durch die Stadt. Der Konflikt war eskaliert, nachdem ein 21jähriger Mann im Bahnhof von Kwangju von einem fahrenden Zug gesprungen und dabei tödlich verletzt worden war. Auf dem Bahnsteig warteten Hunderte von Polizisten, um alle Fahrgäste zu überprüfen. 500 Studenten zogen am Sonntag vor das Krankenhaus, in dem die Leiche des jungen Mannes aufgebahrt ist.

Auch in der Hauptstadt Seoul und an vielen Universitäten des Landes kam es zu Auseinandersetzungen. Auf dem Friedhof von Kwangju, wo viele Opfer des Massakers vom Mai 1980 begraben sind, forderte der Oppositionspolitiker Kim Dae Jung von der jetzigen Regierung finanzielle Entschädigung für die Hinterbliebenen der Opfer. Eine der Forderungen des Volksaufstandes von Kwangju war die Freilassung des damals inhaftierten Kim Dae Jung gewesen. Die Militärs unter Chun Doo Hwan hatten den Ruf nach freien Wahlen und mehr sozialer Gerechtigkeit am 18. Mai 1980 mit einer brutalen Militäraktion erstickt. Dabei kamen nach offizielle Angaben mehr als 200 Menschen ums Leben, inoffiziell ist von bis zu 2.000 die Rede.

hbo