Grüner Ausländerfeind

■ Baudezernent verspricht Dietzenbacher BürgerInnen, keine ausländischen Familien mit Kindern anzusiedeln

Frankfurt (taz) - Für Empörung sorgte gestern ein Wohnungsbauprojekt der Stadt Frankfurt. 70 Wohnungen sollen in Absprache mit dem dortigen Magistrat in der südlich der Main-Metropole gelegenen Gemeinde Dietzenbach entstehen. Die rot-grüne Koalition in Dietzenbach sah sich genötigt, ihren EinwohnerInnen dieses Projekt schmackhaft zu machen. Sie werde, ließ sie die Bevölkerung wissen, nicht „dulden“, daß sich dort „ausländische Familien mit Kindern“ ansiedeln. Dies machte ausgerechnet der grüne Baudezernent Lothar Niemann „zur Beruhigung der Dietzenbacher“ öffentlich. Von der Lokalpresse dazu befragt, erklärte er: „Mit dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit muß man leben.“ Der rassistische Ausfall, der Protesten gegen das Projekt vorbeugen sollte, nimmt sich um so verwunderlicher aus, als es sich nicht etwa um Miet-, sondern um Eigentumswohnungen handelt, die für 250.000 bis 300.000 DM erworben werden müssen. Massive Proteste hatte der Stadtrat befürchtet, weil sich einige Hochhäuser in der Nähe des Baugeländes zu „sozialen Brennpunkten“ entwickelt hätten, in die die Stadt Frankfurt „seit den 70er Jahren ihre Sozialfälle abgeschoben“ habe. Die getroffene Vereinbarung sehe deshalb ein Veto-Recht für Dietzenbach „gegen jeden Bewohner“ vor.

Der Frankfurter Planungsdezernent Werner Wentz (SPD) reagierte auf Anfrage verlegen. Über die Belegung der Wohnungen müsse mit den DietzenbacherInnen noch einmal neu verhandelt werden. Zornig äußerte sich gestern Ozan Ceyhun vom grünen Landesvorstand. Er habe eine solche Äußerung, sagte Ceyhun, eher „von einem CSU-Politiker in Bayern“ erwartet als von einem Grünen.

hei