Trauer in Palästina

Israelische Schreckensbilanz: Gewalttätigste Unruhen seit der Intifada  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Schwarze Beflaggung weht über den besetzten Gebieten der Westbank, des Gazastreifens und über Ostjerusalem. Israels palästinensische Bevölkerung trauert um die Opfer des Anschlages von Rischon le Zion. Bei dem Anschlag waren am Sonntag morgen acht palästinensische Arbeiter von einem uniformierten Israeli - und nicht von einem Soldaten, wie in der gestrigen taz gemeldet - erschossen und zehn weitere verletzt worden. Doch es gibt noch mehr Tote und Verletzte zu beklagen. Trotz Ausgangssperre in den besetzten Gebieten kam es dort zu den gewalttätigsten Unruhen seit Beginn der Intifada im Dezember 1987. Sieben Palästinenser, darunter eine Frau und ein Kind, wurden von israelischen Soldaten erschossen. Nach israelischen Angaben sollen bei der „Auflösung“ von Massendemonstrationen in den besetzten Gebieten 650 Menschen verletzt worden sein, nach Angaben von PLO-Chef Arafat hingegen mehr als 1.300.

Am Montag gingen die massiven Proteste in den besetzten Gebieten und in den arabischen Ortschaften Israels weiter. Erneut wurden zwei Palästinenser erschossen und 30 durch Kugeln verletzt. Bethlehem wurde zur „geschlossenen Militärzone“ erklärt.

Schon am Sonntag abend hatte die „Nationale Führung der Intifada“ in den besetzten Gebieten zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen. Er wird von der Bevölkerung weitgehend befolgt. Auch die 47 Verwaltungen der arabisch besiedelten Ortschaften Israels haben für Montag einen 24stündigen Solidaritäts-Generalstreik ausgerufen. Während der israelische Präsident Chaim Herzog bei einem Staatsbesuch in Stockholm die Bluttat als „Tragödie“ und „Werk eines Geisteskranken“ bezeichnete, löste das Attentat in der arabischen Welt heftige Reaktionen aus. Die PLO setzt sich für eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates ein.