Blutiger Generalstreik in Palästina

Massive Proteste nach den 15 Toten des blutigen Sonntags von Rischon le Zion / In Amman gestern Attentat auf fränzösische Touristen  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Schwarze Beflaggung über den besetzten Gebieten und über Ost -Jerusalem: Israels Palästinenser trauern um die Opfer des Anschlages von Rischon le Zion. Bei dem Anschlag am Sonntag morgen waren acht palästinensische Arbeiter von einem uniformierten Israeli - und nicht von einem Soldaten, wie in der gestrigen taz gemeldet - erschossen worden. Doch es gibt noch mehr Tote zu beklagen. Denn trotz der Ausgangssperre in den besetzten Gebieten kam es dort seit Sonntag morgen zu den gewalttätigsten Unruhen seit Beginn der Intifada. Mindestens sieben Palästinenser, darunter eine Frau und ein Kind, wurden von israelischen Soldaten erschossen. Nach israelischen Angaben sollen bei der „Auflösung“ von Massendemonstrationen in den besetzten Gebieten 650 Menschen verletzt worden sein, nach Angaben von PLO-Chef Arafat hingegen mehr als 1.300. Dutzende wurden verhaftet.

Am Montag gingen die Proteste in den besetzten Gebieten und in den arabischen Ortschaften Israels weiter. Erneut wurden drei Palästinenser getötet und siebzig verletzt. Die von den israelischen Behörden verhängte Ausgangssperre für Nablus und Hebron sowie für alle Flüchtlingslager wurde aufrechterhalten und Bethlehem zur „geschlossenen Militärzone“ erklärt.

Schon am Sonntag abend hatte die „nationale Führung der Intifada“ in den besetzten Gebieten zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen. Er wird von der Bevölkerung weitgehend befolgt. In Jerusalem war die Lage gespannt. Dort war in der Nacht zum Montag ein Israeli einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Für den Racheanschlag übernahm die Fundamentalistenorganisation „Heiliger Islamischer Krieg“ die Verantwortung.

Auch in der jordanischen Hauptstadt Amman ist es am Montag zu einem Anschlag gekommen. Dort feuerte ein 28jähriger Araber auf einen Omnibus mit französischen Touristen. Zehn Menschen wurden teils schwer verletzt, als der Mann das ganze Magazin einer Pistole auf die Fahrgäste abfeuerte.

Während der israelische Präsident Chaim Herzog die Bluttat von Rischon le Zion als „Tragödie“ bezeichnete, löste das Attentat in der arabischen Welt heftige Reaktionen aus. Die PLO beantragte eine Dringlichkeitssitzung des UN -Sicherheitsrates. Siehe auch Seite 8