Kiezoffensive am „Helmi“

■ Das Bürgerkomitee „Helmholtzplatz“ will bei der Verwaltungsreform im Stadtbezirksrathaus mitreden / Behutsame Kiezsanierung wird vorbereitet

Prenzlauer Berg. Mitten im „LSD-Viertel“ (Lychener-, Schliemann-, Dunckerstraße), in der Schliemannstraße 33, hat das Bürgerkomitee „Helmholtzplatz“ seit Anfang Mai sein Büro. Hierher sind zum 29. Mai die anderen Prenzelberger Bürgerkomitees eingeladen - unter anderem aus der Rykestraße, Oderberger Straße, dem Bötzowviertel - um sich kennenzulernen und um zu beraten, wie man gemeinsam bei der Verwaltungsreform im Stadtbezirksrathaus ein Wörtchen mitreden kann. „Wir wollen verhindern, daß Alte auf neue Plätze geschoben werden“, so Achim Wilhelm vom Bürgerkomitee „Helmi“. „Zumindest muß jeder künftige Ratsmitarbeiter auf seine Kompetenz hin überprüft werden.“

Die rund 35 Leute haben sich im Februar als Bürgerkomitee „Helmholtzplatz“ gegründet. Ihr Kiez hat im Norden die S -Bahnschneise, im Süden die Dimitroffstraße, die Pappelallee im Osten und die Dunckerstraße im Westen. „Jahrelang sind wir hier auf die kommende Sanierung vertröstet worden. Daß sie jetzt ganz schnell kommt, glauben wir nicht. Auf jeden Fall kostet sie Milliarden. Das kann nur behutsam gehen, zu den Menschen, zur Architektur, zur Umwelt.“ So erklärt Achim Wilhelm, Sprecher der Arbeitsgruppe „Bauen und Wohnen“ und seit elf Jahren Bewohner des Hauses überm Büro, die „behutsame Stadtsanierung“.

Die urwüchsige Struktur dieses Kiezes soll bleiben. Derzeit sind Mitglieder des Bürgerkomitees dabei, mit Fragebögen für jedes (!) Haus zu einer Grobanalyse der Bausubstanz zu kommen - Vorarbeit zu einem künftigen Flächennutzungsplan. Dorthinein gehören auch die wieder anzusiedelnden Gewerbe. Um herauszubekommen, welche es früher gab, fragte man die alten Leute in dieser Gegend; die Vorschläge der Einwohner für später gingen an den Stadtbezirksbürgermeister.

Partner ist dem Bürgerkomitee die Westberliner Sanierungsinitiative „Stattbau“, die Erfahrungen mit umweltfreundlicher Sanierung hat. Denn weder Formaldehyd noch giftige Farben sollen in den hiesigen Häusern angewendet werden. Allerdings sollen Energie-Pilotprojekte erprobt werden. Achim Wilhelm spricht von kleineren Heizkraftwerken für mehrere Häuser, damit irgendwann die Gasheizungen wegkommen, die das Mauerwerk kaputtmachen. In dem Zusammenhang erwähnt er eine „wahre Geschichte“, die wie ein Schildbürgerstreich klingt: Das seit langem wegen der maroden Elektroleitungen geforderte Trafohäuschen wollten Ratsmitarbeiter ausgerechnet in den Klub des Wohnbezirksausschusses hineinbauen. Nach einer heißen Debatte nahm man allerdings Abstand davon.

su