Leerer Kühlschrank - Langes Leben

■ Die endgültige Diät

BUNSENBRENNER

Eine Diät, die Herz und Kreislauf schützt, Krebs und Diabetes verhindert, die Nieren schont und den IQ erhält? Mit derlei Werbung haben schon viele ihre teuren Reformhausprodukte verkauft. Doch diese Diät soll billig sein! Und wer sich brav an sie hält, sieht seine Lebensdauer in die Höhe schnellen. Von maximal 110 auf 180 Jahre!

Es geht nicht um den neusten Science-fiction -Thriller'sondern um die Wissenschaft des Alterns, die Gerontologie. Und gegen das Altern, das meinen die Gerontologen nun, ist kein Kräutlein gewachsen. Schlicht gar nichts!

Und aus gar nichts besteht die magische Diät. Erprobt wurde das Wundermittel bisher nur bei Ratten und Mäusen sowie anderen Tieren, die noch niedriger auf dem evolutionären Stammbaum angesiedelt sind. Doch die Resultate waren immer gleich: Wurde den Tieren möglichst wenig zu fressen gegeben, dann lebten sie länger, beachtlich länger. Wenig, das heißt etwa 60 bis 65 Prozent der normalerweise verfütterten Kalorien. Lediglich die benötigten Vitamine und Mineralien, und ein Minimum an Eiweißstoffen mußte die Diät enthalten, um die Tiere gesund und munter zu erhalten. Ob die restlichen Kalorien Kohlenhydraten oder Fetten entstammten, schien egal zu sein, solange es nur wenig waren.

Schon vor über fünfzig Jahren hatten sich Forscher zuweilen gewundert, weil es Versuchstieren, die eher schlecht als recht gefüttert wurden, über die Maßen gut ging. In überwachten Experimenten mit Ratten und Mäusen bestätigte sich ihre Vermutung: Tiere mit kalorienarmer Diät sind gegen fast alle Krankheiten und Alterserscheinungen gefeit und leben länger. Ratten auf Hungerdiät werden 55 Monate alt; andere, die fressen, soviel sie wollen, nur 36 Monate.

Auch Schönheit und Intelligenz profitierten vom kalorienarmen Dasein. Die Versuchstiere behalten ihr weißes, seidiges Fell noch, lange nachdem die Vielfresser würdig ergraut sind. Und die Hungerratten finden den Weg durch einen komplexen Irrgarten zur Futtergülle noch in einem hohen Alter, wenn die Synapsen von Normalverbrauchern derlei Akrobatik schon lange nicht mehr erlauben.

Erklärungen für die frappierenden Heilkräfte der Hungerdiät gibt es in Fülle: Allerlei Stoffe fallen beim Nahrungsmittelabbau an, die im Körper übel hausen können. Traubenzucker zum Beispiel und hochreaktive Sauerstoffradikale werden der Mittäterschaft beim Altern verdächtigt. Trotzdem warnen die Forscher davor, es ihrem Kollegen Roy Walford von der Universität Kalifornien gleichzutun.

Walford, ein Pionier in der Hungerdiät-Forschung, ist 65 und lebt seit fünf Jahren von etwa 1.500 bis 2.000 Kalorien am Tag. Die normale Tagesration für Männer beträgt 2.500 Kalorien. Walford erfreut sich bester Gesundheit, doch muß er seine Kleidung mit viel Bedacht auswählen, um spitze Knochen zu kaschieren.

san