Berber-Mörder endlich in Frankfurt gefaßt

Arbeitsloser Frankfurter Elektriker gesteht die Morde an Stadtstreichern / Nach erneutem Mordversuch verhaftet Die Polizei ging mit „Lockvogeltaktik“ gegen den Täter vor / Der Mörder war offenbar geistig verwirrt / Auch Mord an Schwulen gestanden  ■  Aus Frankfurt/M. Michael Blum

Die Mordserie an Berbern in Frankfurt ist aufgeklärt: Ein 50jähriger arbeitsloser Elektriker hat gestern nach seiner Festnahme insgesamt sechs Morde und zwei Mordversuche eingestanden. Der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Jochen Schroers, berichtete, der ledige Frankfurter aus dem Stadtteil Bornheim sei offenbar „psychisch gestört“. Bei seiner Vernehmung habe er keine nachvollziehbaren Gründe für die Gewaltverbrechen angegeben und ausgesagt, daß er „sich aus dem Jenseits dazu berufen“ fühlte.

Der Mann war in der Nacht von Montag auf Dienstag nur 12 Minuten nach einem erneuten Mordanschlag auf einen Berber aufgrund von Zeugenhinweisen festgenommen worden. In einer Plastiktüte trug er noch das Tatwerkzeug bei sich: einen 800 Gramm schweren Schlosserhammer mit Blutspuren und ein Messer.Einer Anwohner einer kleineren Grünanlage hinter dem Römertberg habe Schläge gehört, lief aus dem Haus und fand den lebensgefährlich verletzten Obdachlosen auf der Parkbank. Er verständigte sofort die Polizei. Das jüngste Opfer wurde mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Der Polizeipräsident von Frankfurt, Gemmer, sagte, die Festnahme sei nicht „Kommissar Zufall“ zu verdanken, sondern aufwendiger Polizeiarbeit, die bis „über die Belastbarkeitsgrenze hinaus“ gegangen sei und den betroffenen Beamten ein erhebliches Risiko aufgebürdet habe. Man habe zusammen mit dem mobilen Einsatzkommandos, dem Sittendezernat und der Bereitschaftspolizei unter anderem „Lockvogeltaktiken“ angewendet, Fahrradstreifen in dem ausgedehnten Anlagering eingesetzt und versucht, Beamte in die Berber-Szene einzuschleusen.

Seit Februar waren in einer innerstädtischen Parkanlge vier sogenannte Stadtstreicher mit den Eisen? erschlagen aufgefunden worden. Ein fünftes Opfer liegt seit Monaten im Koma. Unter den Berbern hatte sich ein Klima der Angst ausgebreitet: viele übernachteten nur noch in Gruppen, die Stadt stellte sichere Schlafplätze zur Verfügung. Ein Teil der Stadtstreicher schlief dennoch weiter auf Parkbänken. Zu ihrem Schutz kontrollierten Beamte einer Sonderkommission die Parkanlage „Anlagenring“, in dem der Mörder seine Opfer immer nach der gleichen Methode überfiel: Er schlich sich von hinten an die auf Parkbänken schlafenden Menschen heran und schlug zu.

Aufgrund der Mordserie erfuhren die Berber eine ungewohnte Aufmerksamkeit: Frankfurter solidarisierten sich mit ihnen; ein Gedenkgottesdienst fand statt.

Zugegeben hat der Frankfurter auch zwei Morden an Homosexuellen. Ein 32jähriger Brasilianer war zuletzt vor wenigen Tagen am frühen Sonntag morgen erstochen und erschlagen ebenfalls im Anlagenring aufgefunden worden. Unklar war gestern noch, ob der Mann auch die Morde an zwei Obdachlosen 1989 begangen hat.