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BMW wird Nagel zu bunt

■ Der bayerische Autokonzern will auf Kudamm-Filetgrundstück Akzente setzen - trifft mit seinen Plänen aber überhaupt nicht den Geschmack des Bausenators

Charlottenburg. Streit zwischen Bausenator Nagel und BMW um die Bebauung des Grundstückes Kudamm/Ecke Uhlandstraße: Grundstückseigner BMW will die Verkaufsräume seiner Luxuskarossen, bislang ein eingeschossiges Nachkriegsprovisorium, durch einen 16 Millionen Mark teuren, fünfgeschossigen Neubau ersetzen und wirft dem Senat Verzögerung der Baugenehmigung vor. Bausenator, Landeskonservator und der Beirat für Stadtgestaltung wollen zwar auch den BMW-Neubau, verlangen aber eine Überarbeitung der vorgelegten Pläne. BMW müsse sich dem Straßenbild stärker anpassen.

In einem 'Tagesspiegel'-Interview hatte der Münchner BMW -Vorstandschef Eberhard von Kuehnheim dem Berliner Senat süffisant einen Mangel an kosmopolitischem Denken vorgeworfen, worauf Nagel den Automobilriesen in die Schranken verwies und auf die Bedeutung der einstigen Berliner Kurfürsten-Galoppierschneise hinwies. Nagel: „Unser Kudamm ist nicht irgend eine Straße, an der sich das Unternehmen selbst verwirklicht!“ Dorn im Auge der Stadtplaner ist vor allen Dingen der runde, eingeschossige Glasvorbau, der die derzeitige, eher bescheidene Ausstellungshalle ersetzen soll. Dieser Vorbau sehe einer (Kneipen-) „Schank-Veranda“ zum Verwechseln ähnlich, so Nagel. Und die stadtplanerische Satzung sehe vor, diese „Schan(d)k-Veranden“ gänzlich aus dem Kudamm-Straßenbild zu verbannen. Also handele man nur nach Recht und Gesetz, wenn man von BMW einen neuen Entwurf verlange. Auch über die Gestaltung der restlichen Außenfassade dieses „prägnanten Eckhauses“ besteht noch Uneinigkeit. Der Entwurf sieht einen auffälligen Bau aus Glas, Edelstahl und verschieden gefärbtem Naturstein vor. Das gehe so nicht, so Nagel, ein derart buntes Haus würde völlig aus dem Straßenbild herausfallen, in bezug auf die Baumaterialien werde man sich aber einigen können. Der Senat sei auch bereit, BMW architektonisch zu beraten. BMW, so der Konzernchef, habe dieser Stadt jahrelang Opfer gebracht und somit einen moralischen Anspruch darauf erworben, daß die Stadt diese ihnen jetzt vergüte, so von Kuehnheim in dem Interview. Weltweit habe BMW auch in der Architektur Maßstäbe gesetzt und wolle jetzt auch in Berlin etwas aufbauen, für das man sich „später nicht zu schämen“ brauche.

bw

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