Der Fernseh-GAU

■ Mel Brooks‘ Größter Anzunehmender Unfug: „Spaceballs“, um 20.15 Uhr, im ARD

Bei einem Wettbewerb für die beste Parodie der Duschszene aus Psycho, erhielte Mel Brooks bestimmt einen Preis. Unvergessen ist der durch wiederholte Anrufe in Rage gebrachten Hotelpage in Höhenkoller, der dem ungeduldigen Gast die ersehnte Zeitung wütend ins Badezimmer bringt. Mit dem Unterschied, daß er statt mit dem Messer mit der Gazette auf den gerade Duschenden einwirkt. Bis dieser enerviert zusammensackt und die vom Duschwasser abgelöste Druckerschwärze betrachtet, die, entsprechend Hitchcocks Schwarzweißvorlage, gräulich in den Abfluß rinnt.

Mel Brooks, graue Eminenz im Filmgeschäft und Produzent von David Lynchs Elefantenmensch, ist ein kongenialer Plagiator, der Filme nicht selbst entwirft, sondern stets andere parodiert. Und zwar auf eine Art und Weise, die so doo(o)f ist, daß man bisweilen nur stöhnend den Kopf wegdrehen kann. - Um insgeheim doch wieder hinzuschauen, nach dem Motto: Das kann doch nicht wahr sein. Ist es aber. Mel Brooks arbeitet im Kino, wie 'Mad‘ auf dem Zeitschriftensektor. Kein Gag ist blöde genug, um nicht in einem Mel-Brooks-Film aufzutauchen. Konsequent wird dabei jegliche Schmerzgrenze in Sachen Komik ignoriert. In seiner aktuellen Science-Fiction-Farce Spaceballs, die die ARD ausgerechnet zur allerbesten Sendezeit ausstrahlt (als ob das deutsche Fernsehpublikum Humor hätte), lautet z.B. der Befehl des Präsidenten Screw vom Planeten Spaceballs: „Durchkämmt die Wüste!“ Wie dieser Befehl von der Darth -Vader-Karikatur Lord Helmchen ausgeführt wird, läßt sich unschwer vorstellen, wenn man den metaphorischen Gehalt der Anweisung außer acht läßt...

Nach diesem stoisch wiederholten Prinzip funktioniert die Star Wars-Parodie Spaceballs, die den ohnehin mageren Symbolgehalt des Weltraummärchens hemmungslos genüßlich seziert. Der Planet Spaceballs hat keinen Sauerstoff mehr. Präsident Screw verschaukelt die argwöhnische Bevölkerung, während er nebenher schon mal eine Nase voll „peri-air“ nimmt. Er schickt den furchterregenden Lord Helmchen aus, um Prinzessin Vespa zu entführen, deren Vater, König Roland, seinen blühenden Planeten Druidia mit einem Schutzschirm umgibt. Unter der bestialisch grausamen Androhung, Vespas letzte Nasenoperation rückgängig zu machen, verrät Roland die Kombination für seinen Schirm. Eine gigantische Weltraumputzfrau in Gestalt der Freiheitsstatue saugt mit Hooverkraft die Atmosphäre von Druidia ab. Doch im allerletzten Moment kann Lonestar (alias Han Solo) mit der „Kraft des Saftes“ den teuflischen Plan vereiteln und mit Hilfe eines Glückskekses herausfinden, daß er in Wahrheit ein Prinz ist.

Spaceballs bitte zu mehreren und in alberner Stimmung anschauen oder zumindest angekifft oder angetrunken!

Manfred Riepe