„Mal genau angucken“

Der neue DGB-Chef Heinz-Werner Meyer über die Erneuerung des Gewerkschaftsdachverbandes  ■  D O K U M E N T A T I O N

taz: Warum haben Sie die politischen Fragen zu Ihrer Person bei der Vorstellung nicht beantwortet?

Meier: Ich hielt sie für keine politischen Fragen. Ich hätte sie beantwortet und hätte mich auch damit auseinandergesetzt, wenn ich genügend Zeit dafür gehabt hätte. Aber ich hielt es für die Delegierten für unzumutbar, daß ich eine Rede hätte halten müssen.

Wie wird aus einem Menschen, der als konservativer Gewerkschaftsführer gilt, ein Erneuerer für den DGB?

Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich habe mich nie für einen konservativen Gewerkschaftsführer gehalten. Es ist Ihre Behauptung gewesen, die in der Frage lag. Die Wahrnehmung der veröffentlichten Meinung ist nicht meine Meinung.

Halten Sie sich für einen Erneuerer?

Das habe ich doch beantwortet. Ich bin nie ein konservativer Gewerkschaftsführer gewesen, vielleicht in Ihrer Definition, ich habe mich nie so gefühlt, und deshalb brauche ich mich nicht grundlegend zu ändern. Ich muß mich mit anderen Fragen beschäftigen als vorher.

Was muß anders werden im DGB?

Wir müssen mehr miteinander diskutieren, wir müssen eine andere Form der Zusammenarbeit zwischen DGB und Gewerkschaften finden.

In welcher Richtung soll sich das politisch-inhaltlich bewegen?

Politisch-inhaltlich brauchen wir gewiß nicht viel zu ändern. Wir haben eine glänzende Programmatik und hervorragende Beschlüsse. Nur, wir müssen uns das mal genau angucken und müssen daraus das machen, was man eine Durchsetzungsstrategie nennt. Das fehlt uns ein bißchen, ist mein Eindruck.

Zählen Sie zu den „hervorragenden Beschlüssen“ auch den hier verabschiedeten Text zur deutschen Einheit?

Ich habe nicht von neuerlichen Beschlüssen gesprochen, sondern von der Gesamtprogrammatik, von den vielen, nebeneinanderstehenden Programmen, die alle für sich ihre Berechtigung haben, die sich wunderschön zitieren lassen. Aber das reicht eben nicht.

marke/peb