hafa: Kaufrausch-Messe

■ hafa „für Haushalt und Familie“ noch bis morgen auf der Bremer Bürgerweide / Alles zum Kaufen

Liebe LeserIn, waren Sie schon auf der hafa, der Ausstellung für Haushalt und Familie? Ich bin für Sie dort gewesen, und deshalb können Sie sich jetzt die neun Mark Eintritt und die drei Stunden sparen und lieber ins Grüne fahren.

In Halle 10 empfängt mich das Einrichtungshaus Roller, ein Glasbläser aus Lehrte, und weil dort das „Creativ-Centrum“ ist, noch Stoffmalerei, Applikationen und Töpferwaren. In Dodenhof-Halle 8 veranstaltet die besagte Firma gerade eine Moden

schau nach Broadway-Melodien. Ein Dutzend Mädels in kitschigen Abendkleidern tanzen mit drei Dandys über den Laufsteg. Daneben die Bäcker-Innung, Rasenmäher, Staubwedel.

In Halle 7 lasse ich mir erstmal die Füße massieren. Die kann ich mit Schuhen auf einen Wackel-Apparat stellen und verfalle sofort in herrliche Entspannung. Die anderen PatientInnen sind Messe-Damen, die sich schon die Füße plattgestanden haben.

Und weil es hier um das leibliche Wohl geht, lasse ich mich zur Sektprobe einladen. Danach bin ich resistent gegen den Biergarten, den Asien-Imbiß und den Coca-Cola-Stand. Außerdem gibt es hier noch den Turbo-Dampfreiniger, diverse Pfannen und aufblasbare Kleiderbügel.

Für Kinderbetreuung ist übrigens gesorgt. Die Kindergärtnerin: „Wir hatten hier schon die Bude voll, aber McDonalds ist eine echte Konkurrenz.“

In Halle 6 sollen wir verreisen: nach Bayern, Bratislava oder ins Moorbad Blenhorst. Auf Tropenfreunde, nicht auf Naturfreunde, wartet das tropisch warme Schmetterlingszelt inmitten der Halle, wo blau-fluoreszierende Schmetterlinge zwischen Blumenbeeten und Gewässern flattern. Zwischen den Hallen laden vertrocknete Rasenstücke mit Bäumchen in Plastikkübeln und Parkbänken zum Verweilen ein.

In Halle 5: Juwelen aus Idar-Oberstein, ein Frisör, Billig -Kosmetik und einen Video-Clip von

R6. Pelze und Klamotten ohne Schrei. Eine Standbetreiberin: „Dieutekommen zum Bummeln und vor allem zum Essen hierher. Gekauft wird nicht viel. Manche sagen sogar: ein Glück, daß ich nicht genug Geld mit habe.“

Und so geht es immer weiter. In Halle 1 setzen Versicherungen, Parteien, Arbeitersamariterbund, die Stadtwerke, die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle und die Bundeswehr noch eins drauf. Ganz hinten in der Ecke versteckt (linker Nebeneingang Halle 1) die Bremer Umweltberatung, die eine Tombola veranstaltet. Da wird mir zum ersten mal der Mund wässrig ob der tollen Gewinne: Reisen, eine Waschmaschine, ein Kühlschrank, fünf edle Fahrräder und ganz viele Öko-Reinigungsmittel. Leider habe ich nichts von alledem gewonnen.

Noch ein Trost: In Halle 10 stellt der Schrottkünstler Bashir Molly seine Metall-Skulpturen aus. Zwischen Riesen -Fliegen, Marsmenschen und anderem Fabel-Getier die Bremer Stadtmusikanten.

Die Eselsschnauze ist ein Mofa-Tank, die Ohren Schutzbleche. Der Katzen-Buckel war mal ein Knie vom Ofenrohr. Er hofft noch, daß die Bremer Oberhäupter sich in die Stadtmusikanten verlieben und im Öffentlichen Raum ein Plätzchen dafür finden. Als Alternative bietet er eine Arschtritt-Maschine an, „für die gibt es sicher auch Verwendung“. Allerdings. Beate Ram