„Wir sind der Papst!“

■ Mit Sprechchören, Transparenten und Kondomen für Lust statt Kirche

West-Berlin. Nonnen, Priester, ein Affe und selbst Ablaßhändler Tetzel („Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“) waren gestern nachmittag dabei, als am Adenauerplatz die Demonstration gegen den Katholikentag begann. Natürlich waren sie nicht „echt“ - mit vielerlei Mummenschanz protestierten rund 3.600 DemonstrantInnen gegen die Politik der katholischen Kirche, gegen Abtreibungsverbot und Schwulenparagraphen.

Zuerst wurde eine „Gegenpäpstin“ - gekürt, dann setzte sich der bunte Zug in Bewegung. Während aus dem Lautsprecher mehr oder weniger fromme Gesänge erklangen, hörte man neben Trillerpfeifen und Trompeten, Sprechchöre wie „Hätt‘ Maria abgetrieben, wär‘ uns viel erspart geblieben“ und „Wir sind nicht alle - Jesus lebt“. Selbst Geißeler schlugen sich mit Peitschen auf den Rücken und verkündeten per Pappschild auch gleich, warum sie so fürchterlich büßen müssen: „Ich gestehe, ich habe ins Weihwasser gepißt.“

Die Prostituierteninitiative Hydra mahnte den Heiligen Vater „Im Phalle eines Phalles - Kondome“, andere mitgeführte Transparente erinnerten an Ereignisse aus grauer Vorzeit: „Jesus hatte zwölf Lover und war auch nicht in der Kirche!“ Der Lärm schwoll noch an, als der Zug wieder auf den Ku'damm einbog und die am Rande stehenden Katholikentagsbesucher Nasen und Münder aufsperrten.

Die „Gegenpäpstin“ warf derweilen Massenhaft Kondome unters Volk und segnete alles, was da kreuchte und fleuchte. Am Breitscheidplatz angekommen, wurde ein „Jüngstes Gericht“ abgehalten, auf dem - wie nicht anders zu erwarten - der Papst mehr oder weniger für alle Leiden dieser Welt für schuldig befunden wurde.

Sprechchor des Tages: „Wir sind der Papst!“

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