Wortkrieg vor arabischem Gipfel

■ Syrien und Libanon werden in Bagdad nicht dabei sein / Thema der Sonderkonferenz ist die Einwanderung von Juden aus der Sowjwetunion in die von Israel besetzten Gebiete

Abu Dhabi (ips/taz) - Am 28. Mai wird in Bagdad der von der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO geforderte arabische Dringlichkeitsgipfel stattfinden. Die Tops der Tagesordnung werden die Frage der massiven Einwanderung von sowjetischen Juden nach Israel und die „anti-irakische Kampagne des Westens“ sein. Doch schon im Vorfeld des Gipfels wurde deutlich, daß es mit der vielbeschworenen arabischen Einheit nicht allzu weit her ist.

Dabei kamen vor allem die alten Rivalitäten zwischen Damaskus und Bagdad zum Tragen. In Syrien und Irak herrschen miteinander verfeindete Flügel der sozialistischen Baath -Partei. Zudem liegt Syrien mit der PLO in Fehde. Syriens Präsident Hafiz Assad, der eine Propagandashow für seinen Bagdader Erzrivalen Saddam Hussein befürchtet, mochte sich daher nicht für eine Teilnahme entscheiden. Der Gipfel, zu dem alle 22 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga geladen sind, war wegen der Absage aus Damaskus bereits vom 22. auf den 28. Mai verschoben worden. Neben Syrien wird auch der Libanon allem Anschein nach dem Bagdader Gipfel fernbleiben. Die PLO hatte das Dringlichkeitstreffen vor allem wegen der Masseneinwanderung sowjetischer Juden nach Israel gefordert. Sie fürchtet die Ansiedlung der israelischen Neubürger in den von Israel besetzten Gebieten der Westbank, des Gazastreifens und Ostjerusalems. Der kommende Gipfel „soll der Sowjetunion und den USA die Ablehnung der Araber gegenüber der jüdischen Emigration nach Israel signalisieren“, begründete PLO-Chef Arafat die Einberufung.

König Hussein von Jordanien, der schon seit Anfang März die Werbetrommel für die Bagdader Zusammenkunft rührt, kritisierte die syrische Haltung. Bagdad sei der richtige Ort für den Gipfel, resümierte der Monarch, denn nur so käme „die Wertschätzung gegenüber dem Kampf des Irak zur Verteidigung der arabischen Nation“ gebührend zur Geltung. Syrien riskiere die Isolation in der arabischen Welt, wenn es dem Gipfel fernbleibt, prophezeien arabische Diplomaten.

Viele Konferenzteilnehmer indes hoffen, Assad werde zumindest einen hochrangigen Vertreter entsenden. Auch Arafat und Mubarak drängten in den vergangenen Tagen auf eine Teilnahme des eigensinnigen Syrers. Mubarak reiste dazu, als erster ägyptischer Präsident seit 12 Jahren, gar nach Damaskus. Doch obwohl der ägyptische „Rais“ ohne Zusage an den Nil zurückkehren mußte, sind etliche arabische Diplomaten optimistisch. „Wortkriege zwischen arabischen Ländern“, meinte einer, „sind eine alte Praxis. Aber letzlich finden sie doch immer zueinander. Eine Vereinbarung mit Syrien könnte daher noch in letzter Minute zustandekommen.“

wasa