Halleluja Leipzig!

■ Nun kehrt auch die Heilsarmee in die DDR zurück

Neue Uniformen braucht das Land. Während die NVA vom Wehrmotivmangel geschwächt in den Kasernen liegt, besetzt die Heilsarmee das Land. Seit Anfang Mai gibt es sie wieder in Leipzig, DDR. Vorerst vertreten durch Heilssoldatin Rosemarie Homeier, welche zuvor die Hamburger Reeperbahn missionierte. Ins Land gerufen wurden die Getreuen von ehemaligen, nunmehr hochbetagten Heilsarmisten, die ihre Mission seit dem (nicht näher begründeten) Verbot im Jahre 1958 nicht vergessen hatten.

Der Rat der Stadt Leipzig zeigte sich erfreut ob solcher Niederlassungswünsche, wird doch soziale Betreuung im Stadtkatastrophengebiet Leipzig bitter nötig sein. Die Rückgabe der Heilsarmeestation in der Calcisiusstraße und etwas Wohnraum für die drei geplanten Stellen (ein Offizier und zwei Soldaten) waren da ohne viel Lamento bewerkstelligt. Welche Bedeutung diese erste Niederlassung in der DDR für die Heilsarmee hat, wird am 16. Juni beim Festakt im Leipziger Brühlzentrum demonstriert. Da wird sich Eva Burrows, die Generalin der Heilsarmee, die immerhin in über 90 Ländern ihre Mitkämpfer verstreut hat, höchstselbst dem gläubigen und ungläubigen Volke zeigen.

Zur Eingewöhnung an die Blauuniformierten, die fortan Leipzigs Stadtbild bereichern werden, wird am Sonntag erstmals eine Heilsarmeeband aus dem schwedischen Örebro auf dem Bahnhofsvorplatz das Publikum vergnügen. Die Uniformen tragen die ehrenamtlichen Mitglieder der Heilsarmee übrigens nicht aus Dallerei, sondern zum Schutz und für den gebührenden Respekt.

Leicht wird es die Heilsarmee wohl trotzdem nicht haben. Die ehemaligen Mitglieder sind aufgrund ihres Alters nun nicht mehr „kriegsdienstverwendungsfähig“ und neue Leute müssen erst geworben werden. Überdies finanziert sich die Heilsarmee nur aus Spenden. Trotzdem beabsichtigt die Heilsarmee ihre Posten auch in Zwickau und in Berlin zu stationieren.

Stefan Schwarz