Hasch am Steuer - Lappen weg!

■ Polizei und Zoll wollen Drogenhaien künftig auch die kleinen Fische wegfangen

Auf einen neuen Kurs im Kampf gegen den europäischen Rauschgifthandel haben sich Polizei und Zoll im Nordwesten der Bundesrepublik verständigt. Ihre Fäden wollen sie künftig gemeinsam zu engmaschigeren Netzen knüpfen. Darin sollen mehr als bisher Drogenkonsumenten gefangen werden. Die Überlegung der Fahnder: Ohne die kleinen Fische müssen die Haie im Drogengeschäft verhungern.

Einer der Vordenker des neuen Konzepts unter dem Namen „Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER)“ ist der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Aurich, Rolf Sprinkmann. Die bisher übliche Konzentration auf

den Fang großer Fische habe ihre Tücken, meinen die hauptberuflichen Fahnder. Den Verlust einer Großhandelsportion zur See, zu Lande und per Luftfracht im Millionenwert einschließlich ihrer Kuriere könnten die Hasch -, Heroin-und Kokainkartelle spielend verkraften. Das Risiko sei von vornherein Bestandteil der Kalkulation. Bessere Ergebnisse erwartet Sprinkmann von einer „Verbraucherstrategie“. Drogenhändler könnten „nur da existieren, wo neugierige, dumme, ahnungslose oder leichtfertige Konsumenten nach dem Stoff ihrer Träume verlangen“.

Das Risiko, als Kleinverbraucher die bürgerliche Existenz

zu gefährden, ist aus der Sicht der Fahnder einer der wirksamen Hebel. Zu den empfindlichsten Bürger-Risiken zähle der Verlust des Führerscheins. Logische und in Ostfriesland bereits erfolgreich erprobte Konsequenz: Hasch oder Heroin am Steuer kosten die Fahrerlaubnis.

Ausgebildet und ausgerüstet für diesen Unglücksfaktor seien die Beamten der Verkehrspolizei bisher so gut wie nicht, beklagt Sprinkmann. Alle üblichen Beweisverfahren vom Geruchsverdacht über die Pusteröhre bis zur Blutuntersuchung seien für Alkoholsünder gemacht. Für Hasch-oder Koks-Fahrer seien die Maschen dagegen in der Praxis noch

sehr weit geknüpft.

Technische und andere Lücken im Verfolgungsnetz will die ostfriesische Kriminalpolizei in einer konzertierten Aktion mit anderen zuständigen Behörden jetzt schließen. Ein Autofahrer, der als „Drogi“ gilt, soll künftig auch ohne Unfall zur Blut-und Urinprobe gebeten werden. Finden sich Reste von Rauschgift, soll er den „Lappen“ abgeben müssen.

Ausgebildetes Personal steht nach Überzeugung von Sprinkmann zur Verfügung. Zahlreiche Zöllner, die bisher im Umfeld der deutsch-deutschen Grenze Dienst taten, könnten künftig an den an den westeuropäischen Drogenkanälen fischen.

M. Protze/dpa