Immer feste druff?

■ Übergriffe schaden dem Ansehen der Polizei

Mitte. Samstag, 21 Uhr auf dem Bahnhof Alexanderplatz. Etwa zehn Polizisten prügeln auf einen Mann ein, der längst schon am Boden liegt. Dann wird er ergriffen und abgeführt. Zwischen zwei Mannschaftswagen hat er Aufstellung zu nehmen

-Beine auseinander, Hände erhoben. Plötzlich ein dumpfes Geräusch, so, als wenn etwas gegen die Bordwand schlägt, gleichzeitig ein Aufschrei. Ein Journalist verlangt von dem das Terrain abschirmenden VP-Meister Aufklärung. Antwort: „Verschwinden Sie hier!“ 20 Meter weiter ein Major: „Das müssen Sie verstehen, schließlich wurde den Polizisten sogar ins Gesicht getreten.“ Durch die Schutzschilde hindurch? „Sie haben ja recht - ich werde mich darum kümmern.“ Im selben Moment wird er über Funk wegbeordert. Eilends läuft er los, den Mann hatte er schon vergessen...

Es scheint einigen Beamten immer noch nicht klar zu sein, daß sie dazu da sind, die Gesetze zu schützen und Gewalt zu verhindern. Wer sich an Wehrlosen vergeht, egal, weshalb sie gerade „zugeführt“ wurden, scheint das nicht begriffen zu haben. Übergriffe schaden dem gerade erst neugewonnenen Ansehen der Polizei - oder sind sie etwa nur Ausdruck der durch den Innenminister „überwundenen Identitätskrise“ der Vopo?

Olaf Kampmann