„Scheiß-DFB“

■ Fan-Protest im Düsseldorfer Rheinstadion

Düsseldorf (taz) - Die Protestnote hatte eher defensiven Charakter. „Redet mit uns! Nehmt uns ernst! Tut was für uns!“, stand am Ende des kleinen Flugblatts, verbunden mit der Aussicht auf schlechte Zeiten: „Denn ohne uns könnt Ihr den Fußball vergessen.“

Was die Fan-Aktion gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgelöst hatte, sind die obskuren Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien. Der Verband, so der Vorwurf, verteile das Kontigent seiner Karten an Funktionäre, Werbekunden und VIPs - der gemeine Fußballfreund indes müsse draußenbleiben; 50.000 Kartenbestellungen seien unerfüllt. Mehr noch: Karten sind nur im Paket zu kaufen, von Reiseveranstaltern oft gekoppelt mit hohen Übernachtungspreisen.

Der Kick im Rheinstadion war deshalb zur Demonstration auserkoren. 400 Fans wollten sich in einem Block sammeln und dann zum Sehstreik aus der Arena ziehen; es klappte nicht. Ordner ließen Karteninhaber nur auf die vorgesehenen Plätze, und da die Tickets der Demonstranten übers ganze Stadion verteilt waren, ließ sich eine gemeinsame Aktion nicht mehr organisieren; in einer Kurve hing verwaist das kopfkissengroße Transparent: „Scheiß DFB“.

Immerhin: 3.000 Flugblätter wurden verteilt, um auf die Mißstimmung aufmerksam zu machen. Und wie immer ist der DFB nicht zuständig. Sagt Horst Schmidt, für die WM der Organisationschef. Weil Fans das Problem der Polizei sind oder bestenfalls von Sozialarbeitern. Weshalb Schmidt auch nichts wußte davon, daß in Italien momentan Karten im freien Verkauf zu bekommen sind, bevor ihn am Samstag Peter Bode darauf aufmerksam machte, einer der Initiatoren des Protestes.

Vielleicht geht ja doch noch was: Am Dienstag fliegt Schmidt nach Italien mit dem Versprechen, er wolle sich um drei- bis viertausend Karten bemühen, die dann vor Ort in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Fanprojekte an die bundesdeutschen Fußballfreunde gebracht werden sollen. Hofft Peter Bode jetzt mit den anderen.

Ein kleiner Erfolg wäre das, aber wenig bis zur Erfüllung der Forderung „Finanzielle/ideelle Unterstützung von Faninitiativen“. Die alten Herren des Verbandes scheinen da nicht sehr lernfähig.

-thöm