Robin Wood packt aus

Umweltschützer gegen Wegwerf-Verpackungen  ■ 

Foto: Jörg Oberheide

Continent-Markt im Weserpark gestern gegen 13 Uhr. Durch die Kassen tröpfeln wenige EinkäuferInnen. Plötzlich ein Menschenauflauf: Mitglieder der Umweltschutz-Organisation Robin Wood packen einen Groß einkauf im Wert von rund 150 Mark direkt hinter der Kasse aus. Milch, Cola, Sahne und Joghurt werden in mitgebrachte Marmeladengläsern und Flaschen umgefüllt, mehrfach-verpackte Schokoriegel in Keksdosen verstaut, das Obst in Jutetaschen gesteckt. In kürzester Zeit sammelt sich auf einem ausgebreiteten Nesseltransparent mit einer großen Mülltonne und einem Stop-Schild darauf ein Müllberg, der mehr als eine Tonne füllen würde. Ein Robin-Wood-Mitglied gibt durchs Megaphon bekannt, was die Aktion bezwecken will: weniger Verpackungen für kleinere Müllberge.

Aktueller Anlaß für die Aktion ist die Gesetzesinitiative von Bundesumweltminister Töpfer, wonach für Einweg -Verpackungen ein Pfand erhoben werden und so die Rücknahme durch die Geschäfte gewährleistet werden soll. Robin-Wood -Pressesprecher Matthias Kock: „Anscheinend traut sich der Minister an die Verpackungsindustrie mit ihren über 40 Milliarden Jahresumsatz nicht heran.“ Robin Wood hingegen fordert ein Verbot von Einwegverpackungen und nicht wiederverwertbaren Stoffen, und eine Kennzeichnungspflicht für Kunststoffe.

Einige KundInnen lassen sich überzeugen und lassen ebenfalls ihren Müll an Ort und Stelle. Die gute Verpackung sei auf Hygiene-Bestimmungen zurückzuführen, sagt ein Mann. Die ganze Umweltverschmutzung sei reine Erziehungssache, findet eine Frau. Die meisten finden die Aktion richtig und wichtig. „Ich lasse die großen Verpackungen beim Aldi immer liegen“, gesteht eine Frau. „Man hat ja so Hemmschwellen“, sagt eine andere, „sonst würde ich meine Verpackungen immer im Laden lassen“. „Ich arbeite selbst im Lebensmittel -Verkauf. Die Leute wollen alles doppelt verpackt haben und noch eine Tüte dazu.“ Nach einer Viertelstunde hallt es durch den Firmen-Lautsprecher: „Herr Michaelis, Herr Michaelis!“ Herr Michaelis ist der Manager vom Weserpark.

„Ihre Aktion ist hiermit zu Ende.“ Sonst mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch. Wenn Sie nicht in zwei Minuten verschwinden, hole ich die Polizei.“ Ins Walkie-Talkie sprechend, rauscht er davon. Erst nach einer weiteren Viertelstunde ist die Auspack-Aktion zu Ende. Die UmweltschützerInnen ziehen von dannen - mit Müll. Matthias Kock: „Uns geht's nicht um Provokation. Das Ganze soll als Aufforderung verstanden werden, auf Einwegverpackungen zu verzichten.“ Beate Ram