Notfall: Das kranke Kind

■ Der Dachverband der Westberliner Kinder- und Schülerläden hat in Kreuzberg einen „Betreuungsladen für außergewöhnlichen Betreuungsbedarf“ gegründet

Kreuzberg. Rebecca, drei Jahre alt, ist krank. Vor der alleinerziehenden Mutter türmt sich ein Berg vom Problemen auf. Der Arbeitgeber will ihr nicht freigeben, in den Kinderladen kann die Kleine nicht, Betreuung ist aber notwendig, und eine Oma gibt es nicht. Bis vor kurzem war so ein Alltagsproblem eine mittlere Katastrophe. Der Dachverband der Westberliner Kinder- und Schülerläden e.V. hat sich dieses Notstands angenommen und will vor allem denen helfen, die in solchen Situationen am einsamsten sind: den Alleinstehenden, wie gestern mitgeteilt wurde.

Am 1.Mai wurde in der Kreuzberger Liegnitzstraße ein Betreuungsladen eröffnet, der den „außergewöhnlichen, kurzfristigen und nicht planbaren Betreuungsbedarf“ sicherstellt. Ab sofort kann Rebeccas Mutter den Laden bitten, eine Hausbetreuerin in die eigene Wohnung zu schicken. Hilfe leistet der Laden auch in Situationen, in denen die Betreuung durch die EKTs nicht ausreicht, in denen die begrenzten Öffnungs- und Schließungszeiten der Eltern -Kind-Gruppen, die Zeit der Tagesmütter oder die der Großpflegestelle kollidieren mit persönlichen Terminen oder Schwierigkeiten. So scheitern berufliche Weiter- oder Fortbildungsmaßnahmen für alleinstehende Frauen oft nur daran, daß Termine nicht wahrgenommen werden können, weil das Kind vom Kinderladen abgeholt werden muß.

Der Betreuungsladen des Dachverbandes, abgekürzt BABB, soll keine kontinuierliche Kinderbetreuung ersetzen, sondern eine Zusatz- und Notfallbetreuung sein. Geboten wird: Betreuung der Kinder im Laden, Pflege kranker Kinder in der elterlichen Wohnung oder ein Springerdienst in einem der rund 100 Kinder- und Schülerläden.

Zur Zeit wird das Modellprojekt als Qualifizierungsmaßnahme für Frauen in der ErzieherInnenausbildung vom Senat gefördert. 21 angehende Erzieherinnen arbeiten sechs Wochen im Jahr als Notbetreuerin in der Liegnitzer Straße. Die Senatsfinanzierung läuft allerdings 1992 aus, noch ist unklar, wie es dann weitergeht.

aku