Allgemeingutmann und Frau

■ „Frauen in den sechziger Jahren“ - eine dreiteilige Radio-Bremen-TV-Reihe

Hermann Gutmann ist Bremens Antwort auf das NDR-Walroß. Heftig gemütlich planscht er in den Strüdelchen der Zeit, fischt manch zappelndes Anekdötlein, und manchmal macht es spritz - huuh, wir sind aber gar nicht naß geworden. Warum nur muß er ausgerechnet eine Archivbilder-Collage über Frauen aus den Sechzigern beplaudern? Mit diesem schmankerlnden Graubart-Gutmut, mit dem die Welt doch immer die beste von allen Welten bleibt?

Also Hermann Gutmann führt durch die archivierten Frauen der Sechziger mit lauter Männern. Selbstverständlich waren die Herren Meister und Besserwisser, aber dascha man nich mehr so allgemeingut, Gutmann ist ein guter Mann und weeß Bescheed, was sich heutzutage gehört.

Aber s-töbern wir mit ihm 'n büschen im Aachiv: Chruschtschow s-tand in Socken vor den Vereinten Nationen, der erste natürliche Mann landete auf dem Mond, Desserts lernten den Küchenmax kennen: „Je mehr Luft wir unter die Masse geben, desto mehr Volumen“ ergibt sich,

preist ein Kaufhaus-Propagan dist. Ein gefährlicher Satz. Gutmann findet daraufhin „rührend, wie der Mann am Paradiese hängt, aus dem ihn der Leichtsinn der Frauen getrieben hat“, was mann schon daran sieht - Göttin der Überleitungskunst, erhöre uns - daß er einen Paradiessalat herstellen kann.

Wir sehen einen Koch, wie er akribisch teelöffelt und messerprist, wobei Gutmann ausgleichend anmerkt, daß dies „die geistige Antwort des Mannes auf die Mode“ gewesen sei. Etwa auf Maxi? Jetzt sehen wir nämlich Frauen in elend langen Gewändern, das steht ihnen wirklich nicht gut. Ansonsten war für den Mann zu Hause das Leben friedlich, nicht jeder konnte Schah sein mit einer Auswahlpalette zwischen Soraya und Farah Diba. Der normale Mann mußte sich abrackern und wurde zur Belohnung auch noch verlassen, zum Beispiel im zum Vortrag kommenden Schlager „Und morgen schreib‘ ich Maria“.

Verlaßabgründe birgt auch ein zerknittertes Sakko: Robert Lembke erklärt wirklich einer

Twinsetfrau - die Arme muß stumm sein, hört dafür aber gut wie mann also ein Sakko in den Koffer verbringt: Man schaffe eine horizontale Ebene und stopfe in Ärmel Unterhosen.

Für knitterfreie Frauen empfiehlt sich eine Perücke, die auch den kühnsten von Sessellehnen herab geführten Liebhaber -Attacken widersteht. Trotzdem „bewahrt der Mann die Frau dann doch vor Schaden“, begütigt Gutmann, weil jetzt der Rotkreuzarzt kommt, dessen Fach Leberforschung sein Lebenszweck ist. Dabei ist der Leberschaden doch der Schaden des Mannes und der der Frauen die Pille! Darum erklärt ein Drögerich nach Grzimek-Art die Funktion von Pessaren. Brrrr.

Die neue Radio-Bremen-Reihe könnte eine witzige 60er-Jahre -Geisterbahn-Party sein über etwas unheimlich wirklich Gewesenes. Eben Gewesenes. Weil Gutmann aber Gutmann ist und die Bilder alle wieder zurücknimmt, fangen unsere Leichen an, noch zu leben.

clak

Heute folgt der zweite Teil, 15.03-15.30h, ARD