Junkies sollen Roonstraße räumen

■ Bremer Drogenbeauftragter fordert Umzug auf Segelyacht „Outlaw“ / Betroffene weigern sich

Die Tage des umstrittenen Drogenabhängigen-Wohnheims in der Roonstraße sind aller Voraussicht nach gezählt. Schon in vier Wochen sollen die Bewohner das Haus räumen und „cleanen“ Nachmietern Platz machen. So will es jedenfalls der Bremer Drogenbeauftragte Guus van der Upwich. Die Roonstraßen-Junkies sollen dafür in die Segelyacht „Outlaw“ umziehen, die derzeit in der Nähe von Cuxhaven zur Notunterkunft für Drogenabhängige umgebaut wird (vgl. taz vom 29.5.).

„Wir lassen uns nicht einfach verschuben wie Knast -Insassen“, reagierten die Roonstraßenbewohner gestern stinksauer auf die Pläne des Drogenbeauftragten und der Bremer Sozialbehörde. Ihre Argumente gegen den neuerlichen Umzug, nachdem viele erst vor einem halben Jahr aus Billig -Absteigen und dem besetzten Haus im Fedelhören in die Roonstraße umquartiert worden waren: Erstens ist das Schiff mit seinen winzigen Kajüten als Dauerunterkunft völlig ungeeignet, und zweitens gibt es in Bremen

noch Dutzende Drogenabhän giger ohne Dach über dem Kopf.

Auch der „Arbeitskreis Kommunale Drogenpolitik“ (AK Drogen), der die Betreuung der Roonstraßen-Bewohner übernommen hat, wirft dem Bremer Drogenbeauftragten vor, „den dritten Schritt vor dem ersten zu tun“. AK-Mitarbeiter Helmut Oppermann: „Wenn die Bewohner hier schon ausziehen sollen, brauchen

sie wenigstens annehmbare Alternativen. Von den 50 Wohnungen für Drogenabhängige, die der Senat versprochen hat, gibt es bislang aber noch keine einzige.“ Oppermanns Vermutung: „Hier soll ein Konzept kaputt gemacht werden, bei dem Drogenabhängige auch dann menschenwürdig behandelt werden, wenn sie keine Entzugstherapie machen.“

27 Junkies haben in der Roon

straße inzwischen eine feste Bleibe gefunden und werden von insgesamt 30 Honorarkräften rund um die Uhr betreut. Teil des Konzepts: ein „Druckraum“, in dem der fällige „Schuß“ geduldet wird und die Bewohner gebrauchte Spritzen gegen sterile tauschen können - auch ein Zugeständnis an die nach wie vor empörten Anwohner, die möglichst keinen Grund zu Klagen über Spritzen in ihren Vorgärten finden sollen.

Dennoch: Wenn es nach der Mehrheit der Anwohner ginge, würden die Drogis besser heute als morgen aus der Nachbarschaft verschwinden. Ihr Kompromißangebot deckt sich weitgehend mit den Zielen des Bremer Drogenbeauftragten: 10 bis 12 cleane Ex-Drogis in ihrer Straße würden sie gerade noch tolerieren, 27 Leute, die an der Nadel hängen, nicht. Notgedrungen hat sich der AK Drogen auf diese Kompromißformel inzwischen eingelassen. Bedingung: Eine akzeptable Lösung für die jetzigen Roonstraßen-Bewohner. Die aber ist bislang nicht in Sicht.

K.S.