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„Hier wollen alle mit jugendlichen Zähnen glänzen“

■ Die „Bremer Goldschlägerei“ feiert ihr 100Jähriges / Heute als weltweit agierendes Dentalunternehmen besonders forschungsaktiv

„Goldzähne gelten doch nur noch in der Türkei als Statussymbol. In unserem juvenilen Zeitalter wollen doch alle bis ins hohe Alter mit

jugendlich weißen Zähnen glänzen“, sagt Jürgen Gräfe, Werbeleiter der Bremer Goldschlägerei, die derzeit ihr 100jähriges Fir

menbestehen feiert. „In der Branche ist die Bego der Mercedes unter den Dental-Labors“, rühmt der Werbeleiter den Bremer Fa

milienbetrieb, der inzwischen weltweit Zahntechniker mit kompletten Dentalprogrammen, vom Material für den Abdruck, über Modelliermasse bis hin zu den Geräten beliefert. Mit dem Vertrieb nach Japan und Übersee, mit der Gründung einer Niederlassung in Kanada (eine weitere wird in den USA noch in diesem Jahr eröffnet) ging eine Modernisierung der Marketingstrategien einher: Die für ausländische Kunden unaussprechliche Bremer Goldschlägerei (Exportanteil: 50 %) wurde in „Bego“ umgetauft. Längst spielt Gold, die Keimzelle von einst, in dem Betrieb zur Herstellung und vor allem auch Entwicklung herausnehmbaren Zahnersatzes nur noch eine untergeordnete Rolle: Rund 600 zum größten Teil Nichtmetall -Legierungen sind auf dem Markt im Angebot.

„Forschung und Entwicklung hat bei uns einen besonders hohen Stellenwert“, betont Gräfe, während er durch Versuchslabors und Schulungszentrum führt. Zur Fachmesse im Herbst will die Bego mit einem kompletten Ti

tangußmodell aufwarten. Titan als vollkommen neutrales und deshalb keinerlei Allergien auslösendes Material, das außerdem extrem leicht und elastisch ist, wird von der Medizin bereits als Implantat (auch im Kieferbereich) verwendet. An der Entwicklung der von der Bego initiierten zahntechnischen Anlage, die Titan zum Grundgerüst von Brücken und Prothesen macht, sind verschiedene Universitäten beteiligt. Nicht ohne Stolz erzählt der Werbeleiter beiläufig, daß sich zur Jubiläumsfeier in der Unteren Rathaushalle der Bundesforschungsminister angesagt hat. Ihm wird der amtierende Firmenchef Joachim Weiss allerdings noch ein Bonbon servieren: Die eigens zum 100jährigen Bestehen ins Leben gerufene „Wilhelm-Herbst-Stiftung“, die sich zur Erinnerung an den Firmengründer bundesweit der Förderung von Wissenschaft und Kunst widmen will.

Joachim Weiss, dessen Vater seit 1924 neben der Familie Herbst die Geschäfte führte, erinnert sich: „Wenn ich erzähle, daß

ich als Stift morgens um 6 die Kanonenöfen angeheizt habe, damit bei klirrendem Frost gegen 8 Uhr die Temperatur sowiet war, daß man die Finger richtig bewegen konnte, und daß die Mitarbeiter freiwillig Holz mitbrachten, daß in unserer Edelmetall-Schmelze nur mit einem primitiven Koksofen geschmolzen wurde und daß wir uns unser eigenes Gas aus einem hochexplosiven Benzolgemisch herstellten, dann stößt das nur auf nachdenkliches Lächeln.“

Wie er seien auch die anderen 220 MitarbeiterInnen (Chemiker, Ingenieure, Metallurgen, Controller u.v.m.) der Firma verbunden. Ein „Corporate Identity„-Konzept ist in Vorbereitung. Grundlage sind 12 Grundsätze der Firmenphilosophie, wie z.B. „Was für das Unternehmen gut ist, ist auf Dauer auch für jeden einzelnen Mitarbeiter gut“. Grundsätzlich glauben die das auch. Haben jedoch vorsichtshalber im Jubiläumsjahr einen Betriebsrat ins Leben gerufen.

Birgitt Rambalski

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