Schönhuber soll endgültig demontiert werden

■ Schönhuber-Getreue in der Bundesgeschäftsstelle werden gefeuert / Wegen Verleumdung soll der Ex-Vorsitzende aus der Partei „Die Republikaner“ ausgeschlossen werden / Durchmarsch der „kleinen extremistischen Clique“ ist anscheinend nicht mehr aufzuhalten

Berlin (taz) - Nach dem Rücktritt von Franz Schönhuber als Parteivorsitzender wird unter den „Republikanern“ kräftig aufgeräumt und hinterher getreten. Bundespressesprecher Ralph Lorenz und Bundesgeschäftsführerin Centa Hirsch, beide enge Vertraute des Ex-Vorsitzenden, wurden vom Bundespräsidium der Reps mit „sofortiger Wirkung von ihren Ämtern beurlaubt“. Mit Franz Glasauer und dem Kölner Fraktionsgeschäftsführer Rainer Vogel wird die Bonner Geschäftsstelle der Reps nun von Schönhubers Rivalen „kommissarisch“ geführt. Insbesondere gegen Glasauer hatten sich die Vorwürfe des Parteigründers gerichet, da dieser mehrfach vorbestraft und erstinstanzlich als „Volksverhetzer“ verurteilt worden sei. „Zu ihrem eigenen Schutz“, sagte gestern Glasauer, seien Frau Hirsch und Herr Lorenz abgelöst worden, um ihnen „Loyalitätskonflikte“ zu ersparen.

Ein neuer Bundesvorstand soll am 7. und 8. Juli im Taunusstein bei Wiesbaden gewählt werden. Zu diesem Bundesparteitag ruft auch Schönhuber seine Getreuen. Sie sollen sicherstellen, daß „mit mir ein neuer Bundesvorstand das Steuer übernehmen kann“.

Kurioserweise soll Schönhuber aber bis dahin über denselben Hebel aus der Partei gekantet werden, mit dem der Ex -Journalist früher seine parteiinternen Kritiker zum Schweigen zu bringen versuchte. Das Parteiausschlußverfahren, vom Präsidium unmittelbar nach Schönhubers Rücktritt angestrengt, stützt sich auf den Vorwurf, Schönhuber habe Funktionäre in aller Öffentlichkeit diffamiert und verleumdet. Seine Presseaktivitäten seien „für jeden unverkennbar gewesen“, gibt Franz Glasauer dem früheren Chef mit auf den Weg. Schönhuber müsse sich nun den Maßstäben unterwerfen, die für jedes einfache Parteimitglied gelten: „Wer so vom Leder zieht, muß mit Konsequenzen rechnen“.

Untermauert wird die Forderung nach einem Ausschluß auch mit dem angeblichen Fund von Dossiers über die parteiinternen Rivalen in der Bonner Geschäftsstelle. Die „Pamphlete“ seien für den Druck vorbereitet gewesen - mit ihnen hätten unter anderem „Lügen“ über Neubauer und Glasauer verbreitet werden sollen.

Hämisch wird jetzt auch mit der Popularität des Europaabgeordneten Schönhuber abgerechnet. Noch vor kurzem hatte der Rep-Gründer getönt, daß alleine sein Name für gut drei Prozent der Wählerstimmen stehe. Angesichts der Wahlergebnisse in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, wo die rechten Ultras gerade noch 1,5 Prozent erzielen konnten, heißt es nun in der Bonner Parteizentrale, „wo bitte ist seine Popularität geblieben“.

Zum Spitzenkandidaten für die bayerischen Landtagswahlen wurde am Wochenende der Vorsitzende der sudetendeutschen Landsmannschaft Bayern, das frühere CSU-Mitglied Horst Rudolf Übelacker, gewählt. Schönhubers Kontrahent Neubauer wertete dabei allein schon die Tatsache, daß er „gegen die Stimmen des Schönhuber-Flügels“ zum Parteitagspräsidenten gewählt wurde, als einen „Vertrauensbeweis“.

Wolfgang Gast