Künstliche Beziehungskiste

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(Sein Freund, der Roboter, Di., 29.5., ZDF, 20.15 Uhr) Unser Freund, der Roboter, hat in der Glotze zu viel Frankenstein gesehen. Deshalb mixt Michael Terpentin und andere entflammbare Flüssigkeiten zu einem Brandsatz, um seinem Leben, vielmehr seinen Funktionen ein Ende zu setzen. Der Homunkulus mit dem Sinn fürs Melodramatische will einmal, nur dieses einzige Mal eine eigene Entscheidung treffen, mehr sein als nur ein seelenloses Gehäuse mit menschlichen Zügen: „Ich bin gar nichts, ich bin nur das, was mir jemand befiehlt“, analysiert scharfsinnig sein Elektronengehirn, und dann folgt die Emanzipation des Roboters von seinem Schöpfer. Daß der erste Schritt zur Selbständigkeit mit der Auslöschung Michaels endet, bewahrt uns vor einer Invasion gefühlsduseliger Replikanten a la Blade Runner und den Professor, unter dessen Händen der feinnervige Roboter entstanden ist, vor einem Bückling gegenüber dem Pentagon.

Vehement hat sich der Forscher gegen die Auslieferung Michaels an die Militärs gewehrt. Warum aber Professor Forrester den künstlichen Menschen überhaupt konstruiert hat, da er ja nicht für technische, sprich militärische Zwecke eingesetzt werden soll, bleibt unklar. Bastelte Forrester gar an einem künstlichen Menschen, der noch vollkommener sein sollte als das Vorbild? Was nicht sein darf, weil es die Gesetze der Schöpfung verletzt, muß ein Ende haben, deshalb muß die Menschmaschine „sterben“ und mit ihr die spannende Frage nach der Vervollkommnung der Maschine und nach der Maschinisierung des Menschlichen. Das reduziert den Film fast vollkommen auf die Darstellung des bewußten Wissenschaftlers, der das Produkt seiner Forschung vor Mißbrauch schützen will, und auf die Körperlichkeit des Roboters, seine ungelenken Bewegungen, seine beschränkte Alltagstauglichkeit.

Die Identität zwischen Mensch und Maschine liegt jedoch nicht auf der körperlichen Ebene, sondern auf der geistigen. Die Maschine ist zunächst nur ein abstraktes Denkmodell, das sich nicht unbedingt in menschlicher Form materialisieren muß. Daß Michael Frankensteins Sohn in seinen Gefühlsäußerungen übertrifft, macht ihn zu einer sympathischen Filmfigur, den entscheidenden Punkt in der Annäherung zwischen Künstlichem und Lebendigem, zwischen Mensch und Roboter trifft es nicht. Der Film bleibt eine rührselige Mensch-Maschine-Beziehungskiste vom Vater und dem verlorenen Sohn. Nur eben, daß Michael übermenschlich ist. Sogar bei der Abwägung der Folgen seines Seins ist er Professor Forrester weit voraus.

boy