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Ernst Jandl-Fans dürfen sich freuen, denn heute gibt es beim SWF 2 eine „personal-historische“ Neuproduktion von szenen aus dem wirklichen leben. Die Uraufführung eben jener 21 Szenen gab 1966 auf den Wiener Festwochen den Startschuß für Jandls Steilkarriere auch als Hörspielautor. Um 20.30 Uhr wird die Anschlußnummer dieses Erfolgsauftritts präsentiert, denn auch in Fünf Mann Menschen geht es um tpyische Lebensläufe - genauer, um die sprachlich vorgefertigte Stereotypie von Lebensläufen. Während in den „Szenen“ das Ehedrama der Eltern von der ersten Begegnung bis zum Tod vorgeführt wird, zeigt Jandl in der Fortsetzung, daß die armen Söhne auch nicht besser dran sind: Wir werden Zeugen ihres banalen Lebens vom Kreißsaal bis zur Exekution. Und wo steht Jandl bei all dem Drama? Er hofft auf unsere Einsicht und baldige Genesung vom Alltag. Eventuell noch offene Fragen sollen im Anschluß an das Lebensdrama geklärt werden: kennen sie mich herren ist ein Werkstattgespräch mit dem Wortkünstler

Im WDR 3 geht es dann um real-ernste Dinge: Was wird nun aus der Nato, wo die ehemalige Gegenkraft, der Warschauer Pakt, im Zerfall begriffen ist? Die „Gefahr aus dem Osten“ hat sich in Luft aufgelöst, und die Schutzfunktion der Nato ist weniger einsichtig denn je. Doch einige politische Kräfte sehen das anders und trauen dem Frieden nicht. Die Diskussion über die Umorientierung ist in vollem Gange und in der Sendung Die Zukunft der Nato ab 21 Uhr werden die wichtigsten Argumente zusammengefaßt. Freitag

Für die Kiddies erzählt „Onkel“ Ralf Thenior ab heute bis Sonntag jeden Abend um 19.30 Uhr Radiogeschichten beim SFB 1. Es geht um Schnuffi, den Zwerghund, und seinen Ärger mit den großen Kollegen. Hier zeigt der Erzähler, daß Hunde auch nur Menschen sind! Also schaut Schnuffi auf die Pfoten, bei seinen Tricks, die Bande doch noch für sich zu gewinnen.

Um 22.30 Uhr sind dann wieder die Großen dran: Der SWF 2 hat sich eine besonders erfrischende Version der Literaturforschung einfallen lassen: Einen Blick in die erregende Literaturwelt, präsentiert von nicht gewöhnlichen Leuten: Diesmal stellt Psychopunkt-Schlagzeuger Ady Henry Kiss seinen Geschmack für Gedrucktes unter Beweis und entdeckte eine Künstlerin mit ambivalentem Namen: Phoebe Müller. Er präsentiert einen Querschnitt durch das OEuvre dieser Dame mit ihrer immer noch heißen Vorliebe für Leder, Messer, Engel und Rosen.

Wer literarisch gerne auf Nummer sicher gehen will (wie geht'n das?, d. s-in), kann zur gleichen Zeit, um 22.30 Uhr, zum WDR 3 schalten: Hier stellt Walter van Kossum unter dem Titel Literatur und Leidenschaft Bücher von Pier Paolo Pasolini vor. Da weiß man doch, was man hat! (nee, ich weiß es nicht, was soll so'n geschwafel, d. s-in) Samstag

Und weiter geht's mit Kultur: Hysterie, Askese, Inzest heißt eine Gesprächssendung mit Filmemacherin Christina von Braun beim hr2. Hier wird besonders die Ästhetisierung der Weiblichkeit von seiten männlicher Künstler thematisiert. Wen es interessiert, sollte sich 19.30 vormerken.

Um 20.15 Uhr stellt dann der WDR 3 seine Visionen vom Berlin der neunziger Jahre vor. Die Chancen für Anhänger der „goldenen Zwanziger“ stehen bei den Prognosen bestens! Sonntag

Zum Erscheinen der ersten Bände der Frankfurter Valery -Ausgabe gibt's bei Radio Bremen 2 um 21.30 Uhr einen Essay von Gerd Henniger.

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