: betr.: "S.E.R. - Freiheit ist ein Paradies"
S.E.R. - Freiheit ist ein Paradies ist eine Art sowjetischer Roadmovie von Sergej Bodrow. In unserer Berlinale-Kritik hieß es dazu: „Der 13jährige Sascha (auf dem Foto rechts außen) flieht aus dem Erziehungsheim, wird eingefangen, flieht wieder. Er will zu seinem Vater, der irgenwo im Norden in einem Straflager sitzt. Seine Reisestationen sind Viehwaggons und Karzer, Kindersammelstellen, sterile Polizeireviere, stinkende Klos und das Unterdeck eines Passagierschiffs. Rußland ist ein Niemandsland, selbst Moskau auf der Durchfahrt bleibt seltsam fremd, seltsam weit weg. Auf der Schiffsfahrt küßt der blasse, schielende Sascha ein Mädchen vom Oberdeck. Oder besser: sie küßt ihn. Und läßt ihn stehen. Im Lager des Vaters das erste menschliche Wesen: der Offizier. Er hat Mitleid und läßt Vater und Sohn eine Nacht zusammen verbringen. Am andern Morgen wartet auf Sascha schon der Wagen mit den vergitterten Fenstern und bringt ihn zurück ins Erziehungsheim. Sascha wehrt sich nicht, der Offizier rückt seine Uniform zurecht, dreht sich um und geht ab, die Hände auf dem Rücken. Bestimmt ist er ein guter Familienvater. Der Darsteller von Sascha (Wolodja Kosyrew) war tatsächlich Zögling eines Internats für Schwererziehbare.“ S.E.R. - Freiheit ist ein Paradies ist ein nüchterner, wortkarger Film, gerade deshalb berührt er. Seine Lehre kommt leise, fast schüchtern daher: Es gibt Institutionen, die man in die Luft sprengen sollte.
chp
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