USA dürfen Kreta zur Mittelmeerfestung ausbauen

Militärabkommen mit Griechenland perfekt / Kreter befürchten Atomwaffenstationierung  ■  Aus Athen Robert Stadler

Wenn Griechenlands neuer Ministerpräsident Konstantinos Mitsotakis am Sonntag nach Washington reist, wird er von George Bush freundlicher als erwartet empfangen werden.

Der Weiterverbleib der US-Stützpunkte in Griechenland ist nämlich nach jahrelangem Tauziehen endgültig geregelt. Nach dem Wahlsieg der Konservativen wurden die von Papandreou unterbrochenen Verhandlungen innerhalb weniger Wochen zu einem Abschluß gebracht, und die offizielle Unterzeichnung des sogenannten „Verteidigungs- und Wirtschaftsübereinkommens“ (DECA) zwischen den beiden Staaten wird im Juli erfolgen.

Für die USA läßt das neue Abkommen keine Wünsche offen. Anstatt einer fünfjährigen Laufzeit, wie es noch die sozialistische PASOK vorgesehen hatte, können die USA nun mindestens die nächsten acht Jahre griechisches Staatsgebiet in Anspruch nehmen. 350 Millionen Dollar ließen sich die Amerikaner dies kosten, schätzen die griechischen Medien. Das Schwergewicht der US-Präsenz wird nach Süden verlagert. Vor wenigen Monaten hatten die USA von sich aus die Militärbasen in der Nähe von Athen - Ellinikon und Nea Makri - geschlossen. Das neue Abkommen gestattet ihnen jetzt, den Großteil der Funktionen dieser Basen nach Kreta zu verlegen und die bereits existierenden Stützpunkte dort erheblich zu erweitern. Die Schlagkraft der USA gegenüber dem Nahen Osten und dem nordafrikanischen Bereich wird erhöht.

„Ganz Kreta wird in einen unversenkbaren Flugzeugträger der USA verwandelt“, meint dazu die „Linkskoalition“. Die Möglichkeit, daß Griechenland über Kreta in einen Konflikt der USA mit anderen Staaten hineingezogen werden könnte, steigt durch den Ausbau der Insel zu einer amerikanischen Festung erheblich. Erst vor wenigen Wochen wurde anläßlich eines Friedenskongresses in Heraklion/Kreta bekannt, daß Gaddafi 1986 nach dem Angriff der USA auf Libyen mit dem Gedanken spielte, einen Vergeltungsschlag auf den US -Stützpunkt in Souda beim kretischen Chania zu verüben.

Die Bevölkerung und die offiziellen Stellen in Kreta sind seit dem Bekanntwerden dieser Einzelheiten in Alarmbereitschaft. Am kommenden Wochenende werden die Stadträte von Heraklion und Chania zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreffen, um eventuelle Kampfmaßnahmen zu beschließen. „Die Militärstützpunkte schaffen ein Klima der Unsicherheit und wir können bei einem möglichen Unglück die Folgen für die Umwelt nicht absehen“, sagt der Bürgermeister von Chania, Giorgos Katsavenakis. „Unsere fast an Sicherheit grenzenden Vermutungen, daß auf den amerikanischen Stützpunkten Atomwaffen gelagert sind, dürfen uns nicht ruhen lassen“.