Polizei sperrt Giftlager

■ Wirbel um Schüttler-Tanklager für Sonderabfälle / Justizverwaltung spricht von „Durchsuchung“ / Umweltreferent bezeichnet Tanks als rostig und marode

West-Berlin. Das umstrittene Tanklager der Firma SAG Schüttler am Spandauer Südhafen ist seit gestern gesperrt. Das ließ gestern die Kriminalpolizei verlauten. Trotz einer Anordnung der Senatsumweltverwaltung habe Schüttler gestern früh aus dem westdeutschen Iserlohn angelieferte Sonderabfälle in einen Tank seines Lagers füllen lassen, hieß es.

Kripo, Staatsanwalt und Senatsumweltverwaltung hätten die Arbeiten gestoppt, den Iserlohner Tankzug beschlagnahmt und das Tanklager endgültig gesperrt. Jeder neue Versuch, Sonderabfälle in die Tanks zu pumpen, sei eine Straftat, habe der Staatsanwalt dem Unternehmer gedroht. Grund: der „kritische Zustand“ der „maroden“ Tanks auf dem Schüttler -Areal und die Tatsache, daß es sich um einen „ungenehmigten Betrieb“ handele.

Lösemittel, Farbschlämme oder Destillate habe der Iserlohner Tankwagen angeliefert; 10.000 Liter seien noch in den Schüttler-Tank gelangt; die restlichen 8.000 Liter seien zusammen mit dem Transporter beschlagnahmt worden. Während Thomas Schwilling von der Senatsumweltverwaltung diese Darstellung im großen und ganzen bestätigte, widersprach Justizsprecher Achhammer: Kripo und Staatsanwalt hätten das Firmengelände nur durchsucht und Proben der angelieferten Stoffe genommen. Bisher bestehe lediglich der „Verdacht“, daß Schüttler gegen Auflagen der Umweltverwaltung verstoßen habe. Der Beweis müsse erst noch erbracht werden.

Senatsreferent Schwilling dagegen stützte die Kripo-Version und sprach von einer „Sperrung“ des Tanklagers. „Wir haben Schüttler untersagt, Lösemittel und Altöl einzulagern“, erklärte Schwilling. Eine entsprechende Anordnung vom 21. Mai sei allerdings noch nicht in Kraft, räumte er ein. Die Schüttler-Tanks entsprächen „nicht dem Stand der Technik“ und seien „marode“, meinte Schwilling unter Berufung auf ein TÜV-Gutachten. Die Kripo konnte zu diesem Befund gestern dem Vernehmen nach auch Details beisteuern: Die Böden mancher Behälter seien bereits halb durchgerostet.

Wie mehrfach berichtet, ist die Umwelt-Kripo seit Jahren der Meinung, das Schüttler-Lager arbeite illegal. Die Senatsumweltverwaltung hatte die Zustände am Südhafen jedoch zu FDP-, wie zunächst auch zu AL-Zeiten jahrelang toleriert. Auch AL-Umweltsenatorin Schreyer habe das Tanklager lange Zeit „stillschweigend geduldet“, kritisierte der Westberliner Abfallexperte Wolfgang Tietze gestern. Weil es bei der Lagerung flüssigen Giftmülls keine Alternative zu dem Spandauer Tanklager gebe, stehe die Senatorin nun vor einem „Sondermüll-Waterloo“.

hmt