Polizei beendet Revolte in Santa Fu

Ein Großaufgebot stürmte gestern die Hamburger Haftanstalt und beendete den Aufstand der Gefangenen  ■  Aus Hamburg Kai von Appen

Die Häftlingsrevolte im Hamburger Knast Santa Fu ist gestern nach fünftägiger Dauer von einem Großaufgebot an Justiz- und Polizeibeamten unblutig niedergeschlagen worden. In den Morgenstunden stürmten zunächst bewaffnete Knastwärter den „Sterntrakt“, wo in den zurückliegenden Stunden wieder Gefangene rebelliert hatten. Wenig später enterte das Mobile Einsatzkommando (MEK) mit Leitern die Knastdächer und führte die letzten Knackis ab, die dort seit Mittwoch ausharrten.

In der Nacht zuvor herrschte in „Santa Fu“ teilweise explosive Stimmung. Nachdem zunächst am frühen Abend eine friedliche Lösung nahe schien, da Justizsenator Wolfgang Curilla Teilzugeständnisse gemacht hatte, zu Gesprächen über die Zentralforderungen im Knast erschienen war und die 200 Rebellierer friedlich ihre Zellentrakte wieder aufgesucht hatten, änderte sich in den späten Abendstunden die Situation schlagartig.Entgegen ursprünglicher Beteuerungen weigerte sich der Senator in den Gesprächen mit einer Gefangenen-Delegation, über die Abschaffung der Isolationstrakte zu verhandeln.

Nach Informationen aus dem Knast stürmte daraufhin eine Gruppe der Knackis den Santa-Fu-Schaltraum und gab den Verhandlungsstand über Zellenlautsprecher bekannt. Daraufhin besetzten 150 Gefangene die Trakt-Flure, hängten Stahltüren aus, demolierten Zellenmobiliar und zerdepperten Anstaltsscheiben. Im Isolationstrakt „DoraI“ schnitt sich ein Knacki die Pulsadern auf.

Kurz nach Mitternacht herrschte Sturmstimmung: Nach einem Hilferuf der Justiz, „Probleme in vier Trakten“, fuhren alle verfügbaren Kräfte der Polizei vor dem Knast auf. Doch wegen der Dunkelheit wurde der Einsatz zunächst vertagt.

Erst in den Morgenstunden gab Curilla nach nächtlichem Krisenmanagement und absoluter Nachrichtensperre den Befehl zum Durchgreifen. Während Feuerwehren und Bereitschaftspolizei für den Ernstfall in Bereitschaft standen, gingen aus allen Hamburger Haftanstalten zusammengekarrte Knastwärter, ausgestattet mit Helmen, Schilden und Knüppeln, gegen die Meuterer im „Sterntrakt“ vor. Dabei kam es nach taz-Informationen zu erheblichen Widerstandsaktionen. Die Dachbesetzer wurden an einen unbekannten Ort gebracht, wo ihnen jetzt zur Strafe Bunkerhaft droht.

Aus Angst vor weiteren Revolten kündigte Curilla drastische Haftverschärfungen an. Alle Pfingstbesuche würden gestrichen worden. Die Zellen bleiben auch für Arbeitswillige bis auf weiteres geschlossen. 17 Knackis wurde zur Strafe Isolationstrakt aufgebrummt. Streik im Mannheimer

Knast beendet

Mannheim (ap) - Wenige Stunden nach Beendigung der Häftlingsrevolte in Hamburg haben auch drei Gefangene in der Mannheimer Justizvollzugsanstalt ihren Solidaritätsstreik aufgegeben. Wie die Polizei berichtete, kletterte das Trio freiwillig vom Dach der Anstalt herunter und ließ sich widerstandlos in die Zellen zurückführen.Die drei Gefangenen waren am Donnerstag nachmittag auf das Dach gestiegen, um dort auf Transparenten ihre Solidarität mit den Hamburger Aktivisten zu bekunden.