: Alle neuen Busse werden behindertengerecht
■ SPD-Fraktionsvorstand: BSAG soll ab sofort nur noch Niederflurbusse mit Hebebühnen anschaffen / Gleichzeitig erhöhte Busbahnsteige
Wenn die BSAG künftig Busse kauft, dann sollen sie mit einer Hebebühne für RollstuhlfahrerInnen ausgestattet sein. Die Mehrkosten dafür sollen aus dem Etat der Sozialsenatorin bezahlt werden. So hat es gestern einstimmig der Vorstand der SPD-Fraktion beschlossen und damit einen langjährigen Streit mit den Bremer Behindertenorganisationen beendet. Vorangegangen war ein Hearing, in dem noch einmal die Interessenverbände der rund 114.000 behinderten BremerInnen ihre Argumente vorgebracht hatten.
Zu den bereits im Linienverkehr eingesetzten 37 Gelenkbussen mit Hebebühnen sollen schon
in diesem Jahr zum Winterfahrplan 37 weitere rollstuhlgerechte Zwei-Achs-Busse und drei Gelenkbusse angeschafft werden. Zusammen wäre dann ein knappes Viertel der BSAG-Busse auf die Mitnahme von RollstuhlfahrerInnen eingestellt. Bis 1993, so rechnet der stellvertretende SPD -Fraktionsvorsitzende Reinhard Barsuhn, könnte die Zahl auf 50 Prozent gesteigert werden.
Neue Technik löst
Konflikt um Bahnsteige
Durch neue Technik ist inzwischen auch ein Konflikt beigelegt, der zuvor zwischen den Interessen der verschiedenen Behindertenverbänden bestand. Bislang
war es nämlich nicht möglich, beim Einsatz von Busseit Hehnengleichzeitig die Kantsteinhöhe an den Haltestellen von jetzt zehn auf 16 Zentimeter zu erhöhen - eine Forderung im Interesse der Blinden und Gehbehinderten. Doch inzwischen bietet „Neoplan“ einen Bus an, der trotz Hebebühne nicht an der hohen Bordsteinkante entlangschrammt.
Damit kann auch den 1.400 Bremer RollstuhlfahrerInnen geholfen werden - und besonders denjenigen von ihnen, die an einen großen und schweren Elektrorollstuhl gebunden sind.
Wenn ab 1993 dann auch mit der Anschaffung von Straßenbah
nen in Niederflurtechnik begonnen wird, können sich die Behindertenverbände sogar eine Einschränkung des Fahrdienstes vorstellen, erklärten sie gestern bei dem SPD -Hearing. Bislang stehen allen RollstuhlfahrerInnen wöchentlich zwei Fahrten mit dem speziellen Minibus zu. Bei verbesserter Beweglichkeit aller RollstuhlfahrerInnen in Bus und Bahn könnten die Minibusse speziell für den Transport mehrfach behinderter BremerInnen eingesetzt werden.
Mit dem Einsatz von Niederflurbussen und Hebebühnen war Bremen bundesweiter Vorreiter. Und die Erfahrungen sind durchweg positiv. Zu diesem Ergebnis
kommt auch eine Begleitfor schung, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Damit wird nun auch der Druck auf die Fahrzeughersteller größer, geeignete Busse und Straßenbahnen in Serie zu fertigen. Bislang ist „Neoplan“ der einzige inländische Lieferant für Niederflurbusse mit Hebebühnen, die gleichzeitig an erhöhten Busbahnsteigen eingesetzt werden können. Das hatte auch bei der BSAG zu zögerlicher Behandlung der Neubestellungen geführt, da man den mächtigen Bremer Automobilhersteller Da
imler nicht verprellen wollte.
Am 11. Juni muß jetzt noch die SPD-Fraktion die Entscheidung ihres Vorstands bestätigen. Daran, daß die BSAG dann auch tatsächlich die Busse bestellt, die die SPD -Fraktion will, hat deren stellvertretender Vorsitzender Barsuhn keine Zweifel: „Die Investitionsentscheidung fällt in der Bürgerschaft.“
Dort müssen schließlich auch die 20 Millionen Mark für die Anschaffung der 40 neuen Busse bewilligt werden.
Dirk Asendorpf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen