Zelluloid Zelluleid

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(Die Platzanweiser, Mo., 22.45 Uhr, Südwest Drei) Das Kino aus dem Kinosessel. Zwei Radiofritzen, die ihr Geld offensichtlich mit dem Verfassen von Kinokritiken verdienen, Dietrich Förster und Hans-Ulrich Pönack, haben sich auf den noch warmen Sitzen eines Schachtelkinos eingefunden, um dort quasi in flagranti über neue Filme zu diskutieren, zu palavern. Vor der Kamera, damit wir's auch mitbekommen. Die Idee wirkt originell, zunächst. Man schmunzelt. Allzu trefflich scheint die Situation gewählt. Meinungsmache live. Nach allerbester Sitte der Kulturberichterstattung, die da heißt Rede und Gegenrede, wird die verkünderische Attitüde der gängigen Kinosendungen im Fernsehen zum Stehgreifdialog aufgelockert, scheinbar. Vielversprechend erschien der Versuch vor allem deswegen, weil endlich einmal die Form der Auseinandersetzung mit dem Kino thematisiert zu werden schien. Die Filmkritik, in ihrer Relevanz als Organ der Rezeption gegenüber den übrigen Kritiken nahezu überflüssig, verkommt allgemein zur Serviceleistung. Namhafte Schreibtischtäter wie Peter Buchka von der 'Süddeutschen‘ kokettieren angesichts der Preisverleihung in Cannes mit dem Ende der Filmkritik. Da scheint es doch mehr als angebracht, das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden und dieses narzißtische Genre ein wenig aus der Innenperspektive zu präsentieren.

Nichts da! Mit wohltemperierter Hitzigkeit werfen sich die Protagonisten dieses unfreiwilligen Kritikerkabaretts ihre Wortgirlanden und Instant-Statements an den Kopf. Wie zwei Pennäler auf dem Pausenhof, die eifrig wiederholen, was der Vater des einen über den Vater des anderen am Frühstückstisch alles gesagt hat. Viel Zeit gab es sowieso nicht, denn in dieser halben Stunde rauschten immerhin sechs Filme mit kurzen Ausschnitten vorbei wie in der Hitparade von Formel eins. Am Ende faßte jeder sein Palaver mit der altbekannten Feldherrengeste zusammen. Daumen hoch oder runter: Ave Kritiker! Die kinogeweihten grüßen euch!

Sicher, die Absicht, frische, zuschauernahe Seheindrücke zu vermitteln, ist noch zu erkennen. Der Versuch zumindest. Doch was dann unter dem beliebten Imperativ: „Sei spontan!“ zustande kam, ist beinahe noch unerträglicher als das arrivierte Gewäsch eines Jürgen Kritz auf Hessen 3. Gerade weil die gewählte Stehgreif-Situation (die so improvisiert denn auch nicht war, linste der eine, Förster glaube ich, doch immer wieder auf seinen hinter dem Sessel verborgenen Spickzettel) eine gewisse Lockerheit signalisieren sollte, kam denn der bierernste Duktus, diese elende Wichtigtuerei umso unerträglicher 'rüber. Es hilft also nichts: selber ins Kino gehen!

Rie