Vulkan: Keine Friedensproduktion

■ Vulkan: ausgeglichene Bilanz / Aber Schiffbau ohne Subventionen immer noch „tiefrot“

Vulkanchef Friedrich Hennemann ist stolz wie ein Klassenprimus. Seine Werftengruppe hat im vergangenen Jahr 1989 keinen Verlust mehr gemacht. Der Umsatz ist kräftig gestiegen. Für das laufende Jahr erwartet Hennemann sogar einen kleinen Gewinn.

15 Schiffe im Wert von zusammen zwei Milliarden Mark stehen in den Auftragsbüchern. Neben allen großen Werften an der Unterweser gehört nun auch ein Schiffbauplatz im expansionsverdächtigen Ostseeraum zum Vulkan-Club, die Flenderwerft in Lübeck. Eine wachsende Firmengruppe aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau hört

nun auch auf Hennemanns Kommando. Und in der vergangenen Woche hat der Vulkan die Systemtechnik Nord gekauft, also die Rüstungsfabriken von Daimler und MBB, die bei der Elefantenhochzeit außen vor blieben. Nach langen Krisenjahren und viel öffentlicher Schelte eine Erfolgsbilanz für Vulkanchef Hennemann. Zumindest auf den ersten Blick.

Aber im Schiffbau können die Werften immer noch nicht kostendeckend arbeiten. Ohne die staatliche Subventionen von 14 Prozent wäre die Schiffbaubilanz, so Hennemann, immer noch „tiefrot“.

Aus der frisch erworbenen Sy

stemtechnik Nord will Hennemann erst noch „ein funktionsfähiges Unternehmen machen“. Zu 70 Prozent arbeiten diese Betriebe fürs Militär. Hennemanns Konversionspläne sind sehr bescheiden: Mit 50 Prozent Rüstungsaufträgen sollen die Betriebe auch „mittelfristig“ weiterleben, sagte er gestern. „Daß auch die nicht mehr beschäftigt werden könnten, ist zur Zeit nicht absehbar.“ Und außerdem: „Rüstungsaufträge muß man annehmen. Die Produktionskosten und zusätzlich fünf Prozent Gewinn, die die öffentliche Hand garantieren - lukrativere Aufträge gibt es nirgendwo.“ Mit welchen zivilen Produkten aber die restlichen 20 Prozent ersetzt werden sollen, das wußte Hennemann nicht. „Für solche High-tech-Betriebe gibt es einen Katalog von Möglichkeiten. Da müssen wir die Schwerpunkte auswählen, das steht noch aus.“

Die „unternehmerische Füh

rung der Systemtechnik Nord“ ist hier das Plakat

an der Wand

einer der Gründe, mit denen der Vulkan seine Aktionäre mal wieder zur Kasse bittet. Er schlägt für die Hauptversammlung am 12. Juli ein Kapitalerhöhung von 148 Millionen vor.

mw