Bloomsday in Dublin

Tips von der Pinnwand der taz-KorrespondentInnen  ■  F A H R P L A N

Aus Dublin Ralf Sotscheck

Die ohnehin dünnbesiedelte „Grüne Insel“ wird in den nächsten vier Wochen wie ausgestorben sein: Die Hälfte der Bevölkerung ist in Italien, der Rest wird sich mit Guinness und Peanuts vor dem Fernseher einrichten, um Irlands erste Teilnahme am Fußballspektakel zu verfolgen. Wer Ruhe haben will, sollte die Gelegenheit also zu einem Irlandurlaub nutzen.

Genug zu erleben gibt es natürlich dennoch. James-Joyce -Fans müssen sich den 16. Juni im Kalender anstreichen: Bloomsday. Die Literaten wandeln an diesem Tag auf den historischen Spuren Leopold Blooms aus Joyces Ulysses. Normalerweise artet das in eine gigantische Zechtour aus. Literatur und Suff gehören in Irland ohnehin zusammen. Jeden Mittwoch, Donnerstag und Freitag findet eine „literarische Kneipenführung“ statt. Treffpunkt ist um 19.30 Uhr das „Bailey Pub“ in der Duke Street.

Wer sich dagegen eher für Bodenhackfrüchte interessiert, kommt am Walter-Raleigh-Kartoffelfestival in Youghal/Grafschaft Cork nicht vorbei. Ab 29. Juni kann man für zehn Tage alles über die Geschichte und die Variationsmöglichkeiten des irischen Hauptnahrungsmittels erfahren. Es gibt wohl kein Nest in Irland, das im Sommer nicht mindestens ein Festival auf die Beine stellt. Meistens handelt es sich dabei um Traditional Music Festivals. Die bekanntesten sind das von Ballyshannon (vom 3. bis 5. August) und der „Fleadh Cheoil na h Eireann“, die gesamtirischen Musikmeisterschaften in Sligo (vom 24. bis 27. August). Die Qualität der Festivals ist oft recht unterschiedlich. Eins haben sie jedoch alle gemeinsam: verlängerte Öffnungszeiten der Kneipen.

Am 28. Juni sollte Dublin gemieden werden. Dann verwandelt sich die Innenstadt nämlich in eine Festung, weil im Schloß zum Abschluß der irischen EG-Präsidentschaft der Gipfel stattfindet. Danach werden die IrInnen wieder zu DurchschnittseuropäerInnen - es sei denn, sie gewinnen die Fußball-Weltmeisterschaft.