Bilak verhaftet

■ Ex-KP-Ideologe weist Schuld am Einmarsch 1968 von sich

Berlin (taz) - Vielleicht paßt nichts besser zu ihm. Vasil Bilak, der Dogmatiker der KPC, der Hüter der reinen Lehre, der Mann, der alle Abweichler und Vertreter eines demokratischen Sozialismus über Jahrzehnte hinweg gegeißelt hatte, weist heute, angesichts seiner Verhaftung vom Dienstag, alle Schuld am Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts 1968 weit von sich.

Der Mann, der wie kein anderer für den berühmten Brief steht, der die Bruderstaaten zum Einmarsch in die damalige CSSR aufforderte, erklärt jetzt: „Ich habe die Sowjets nicht gerufen. Diejenigen, die meinen Kopf wollen, berufen sich auf Janos Kadar (dem damaligen Chef der KP Ungarns, d. Red.). Wenn Kadar dies wirklich behauptet hat, dann handelt es sich um einen Unsinn und eine Unwahrheit.“

Es fragt sich nur, warum er erst so spät mit „seiner Wahrheit“ herauskommt und damalige Behauptungen weder in Wort noch Tat widerlegte.

Aber vielleicht lügt er gar nicht. Hatte Bilak, der im Dezember 1988 als ZK-Sekretär und Mitglied des Politbüros zurücktreten mußte, überhaupt das Format für solch eigenständige Handlungen? Es spricht sogar auch einiges dafür, daß Bilak nur der engstirnige und bösartige Anpaßler war, mit dessem Image er sich jetzt verteidigen will. Erich Rathfelde