4 Tage Arbeit für 2 Stunden Tina

■ Während Tina in Oldenburg singt, werden in Bremen, Nürnberg und Linz die Auftritte vorbereitet.

Die Bühne für das Tina-Turner Konzert am nächsten Sonnabend im Bremer Weser-Stadion hat zwei Zwillingsschwestern. Eine wird derzeit in Nürnberg aufgebaut, wo die Rockdame am Sonntag erwartet wird, die andere steht bald im östereichischen Linz. Derzeit tobt die Rockdame über das hauseigene Podest der Weser-Ems-Halle in Oldenburg.

Heinz Flock, Technischer Leiter des Bühnenaufbaus, hat mit der einen, die seit vorgestern in Bremen zusammengeschraubt wird, genug am Hals. Fünfzehn

Gerüstbauer und weitere 40 Helfer ziehen das 60 Meter breite Gestell für die insgesamt 144 Lautsprecherboxen hoch, aus denen am Samstag mit zweimal 100.000 Watt der Blues dröhnt. Ein 12 Tonnen schweres Dach, getragen von acht Bühnentürmen, soll Sän

gerin und Anlage in 18 Metern Höhe vor dem Bremer Wetter schützen. Wind bis Stärke 6 verträgt der überdimensionale Regenschirm, der in den Halterungen der Bühnentürme verbolzt und mit Betonplatten auf ebener Erde verspannt wird, nicht einge

rechnet den Orkan unter ihm...

Die 15 Seiten umfassende Bühnenanweisung für die Turner Tournee schreibt einen peniblen Zeit- und Personalplan für Auf-und Abbau der Bühne vor. Heute Mittag, so schätzt Flock, wird das Gerüst mit der Bühne stehen, wird der Rasen des Stadions mit Holzplatten plus Plastikplane bedeckt sein und ein kleiner „Mixer-Tower“ dort entstehen, wo sonst Kalle Riedle seine gefürchteten Anstöße ausgeführt hat.

Dann geht es mit den Vorbereitungen erst richtig los. Weitere 100 Techniker werden dann ins Weserstadion einfallen zum Technikaufbauen, mit Sack und Kabel - alles schön ordentlich verstaut in 16 Trucks - frisch aus Oldenburg. Die Lautsprecher, das Stück zu etwa 70 Kilogramm, werden im praktischen Dreierpack hochgezogen und in das Gerüst geschoben. Mehrere hundert Kilometer Kabel werden die Turner -Techniker zwischen Lautsprechern und Verstärker legen. Sahnestück der Anlage ist die Lichttechnik. Die Bühne verfügt über sogenannte „Vary-Lights“, Laser-Scheinwerfer, die das Licht in sich wechseln und deren Positionen über ein Steuerpult während der Show verändert werden können.

Den BremerInnen wird die Lichtshow größtenteils entgehen. Da das Konzert wegen „ruhestörenden Lärms“ um eine Stunde vorverlegt ist (Beginn: 19.00 Uhr), endet es logischerweise eine Stunde früher: Wenn Tina zum Abschied artig ins Publikum knickst, wird in Bremen gerade die Sonne untergehen. Über solche lokalpolitischen Leckerbissen sind die Techniker erhaben. „Die Bremer bescheißen sich selbst“ lautet der nüchterne Kommentar aus der Technik.

Samstag um 15.00 Uhr soll alles zum „Soundcheck“ bereit sein. In jeder Halle, in jedem Stadion muß die Anlage auf die örtlichen akkustischen Verhältnisse eingepegelt werden. Wenn Tina dann über die Bühne rockt, ist von den Technikern nur noch eine Notbesetzung im Stadion, alle anderen schlafen bis zum Ende der Show. Dann allerdings müssen die Männer wieder in die Hände spucken: Einpacken bis ungefähr halb zwei, dann ab nach Nürnberg, aufbauen für die Sonntagsshow in Nürnberg. ma