Frauenleichtlohngruppe für Profs?

■ Das „Grottian-Narr-Modell“ für Teilzeitarbeit und Frauenförderung für Hochschullehrer: Eine gute Idee - und was daraus wurde / Der Fall der Frauenforscherin Prof. Eva Kreisky vom Otto-Suhr-Institut der FU

Dahlem. Während alle Welt - auch die männliche - von veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zugunsten der Frau redet, geschieht in der Realität häufig nach wie vor das Gegenteil. Auch die Hochschulen bleiben davon nicht verschont. Besonders schmerzlich erfahren muß dies seit Wochen und Monaten die österreichische Wissenschaftlerin Eva Kreisky, die seit Oktober letzten Jahres am Otto-Suhr -Institut der FU im professoral weit unterbelichteten Raum der Frauenforschung lehrt. Möglich war der Ruf nach Berlin nur im Rahmen des sogenannten Grotian-Narr-Modells, bei dem zwei Professoren jeweils ein Drittel ihrer Stelle zugunsten einer dritten zeitlich befristeten Teilzeitstelle im Angestelltenverhältnis abgeben. Das Modell, welches zum einen zeigen will, daß selbst in hohen Positionen Teilzeitarbeit möglich ist, zum anderen die Chancen von Frauen auf professoraler Ebene verbessern soll, ist nicht unproblematisch bezogen auf die Bezahlung. Da die Inhaberin dieser Position wie eine Beamtin behandelt wird, aber als Angstellte Sozialabgaben zu leisten hat, ist - gemessen an dem erforderlichen Engagement - eine Unterbezahlung die Folge. Die Professorin Eva Kreisky erhält demnach mit netto 2.796 D-Mark rund 1.000 D-Mark weniger als durchschnittlich eine wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Daß ihr lange die Gehaltshöhe verbindlich nicht zugesichert werden konnte und sie ihr erstes Geld mit viermonatiger Verspätung in den Händen hielt, wirft ein schiefes Licht auf den Umgang der Verwaltung mit den Belangen von Menschen. Auf bürokratische Engstirnigkeit deutet die Tatsache hin, daß der Ausländerin Kreisky ihre 17jährige Vordienstzeit an einem Wiener Institut nicht anerkannt wird, da es sich nicht um eine staatliche Stelle handelte. Die Verwaltung sieht „keinen Handlungsbedarf“. In einem zweiten offenen Brief an den Präsidenten der FU fordern die Dozentinnengruppe und die Studentinnen des OSI die dringende Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Kreisky. Da sich nun ein weiteres Mal zeigte, daß sich diese Stellenkonstruktion als „Frauenleichtlohngruppe auf professoraler Ebene“ ausweise, trotz der grundsätzlich positiven Bewertung dieser Teilzeitinitiative, fordert man unter anderem aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes und der Tarifbindung der Universität die Einstufung nach BAT1a, womit unterm Strich ein angemessenes Gehalt gewährleistet wäre. Außerdem soll die Ausweitung zur Vollzeitstelle die Kontinuität von Lehre und Prüfungsbetreuung sicherstellen. Grundsätzlich gilt es also, dem Teilzeitmodell auf landespolitischer Ebene einen verbesserten Rahmen zu gewähren. Im Hause Riedmüller will man davon nichts wissen, denn schließlich sei das Modell Uni -intern und außerdem politisch von Riedmüller nicht gewollt. Begründung: Das Modell habe sich nicht bewährt und bedeute für die dritte Person „Ausbeutung“.

Befürworter des Modells kritisieren denn auch genau diese Haltung und verweisen auf die außertarifliche BAT1a -Bezahlung in existierenden Ausnahmefällen, womit genau in diesem Knackpunkt Abhilfe zu schaffen wäre... Eine positive Lösung ist nicht in Sicht. Komisch, wo doch alle von Frauengleichberechtigung reden.

Karin Lenhart