Cap-Anamur-Ärger in Äthiopien

■ Neudeck beklagt zynisches Angebot der äthiopischen Regierung

Bonn (taz) - Als unglaublich zynisch hat gestern in Köln der Vorsitzende des Komitees Cap Anamur, Rupert Neudeck, das Angebot der äthiopischen Regierung bezeichnet, den Hafen Massawa als Umschlagplatz für die internationale Nahrungshilfe zur Verfügung zu stellen. Nach der Einnahme der Stadt Massawa durch die Eritreische Befreiungsfront EPLF am 10.Februar dieses Jahres sei, so Neudeck nach Informationen der EPLF in London, der Hafen durch Bombenangriffe der äthiopischen Luftwaffe derart zerstört worden, daß er für Hilfslieferungen nicht mehr benutzt werden könne. Das Einlenken der Regierung in Addis Abeba war beim Gipfeltreffen zwischen Bush und Gorbatschow in Washington bekanntgeworden. Danach soll die Einstellung der Luftangriffe auf Massawa angekündigt und die grundsätzliche Bereitschaft der äthiopischen Regierung signalisiert worden sein, an einer Hilfsaktion für die hungernde Bevölkerung in Eritrea mitzuwirken.

Wegen der Bombendrohungen durch die äthiopische Regierung konnte Mitte Mai das Cap-Anamur-Schiff „Danica IV“ mit 1.000 Tonnen Hilfsgütern an Bord nicht in Massawa einlaufen. Rupert Neudeck vermißt in diesem Zusammenhang den Protest der deutschen Botschaft in Addis Abeba gegen die Bombendrohung der Äthiopier. Neudeck: „Das Auswärtige Amt ist über seine Botschaft in Addis Abeba als bedingungslose Stütze des dortigen Regimes bekanntgeworden.“

bg