Zwangsarbeit für die Firma Remy Martin

■ Französischer Konzern bezieht Produkte aus chinesischem Arbeitslager / Importverbot in den USA ?

Washington (afp/taz) - Chinesische Zwangsarbeiter kultivieren französischen Wein. Dieser Vorwurf wurde am Mittwoch im Auswärtigen Ausschuß des US-Senats beraten. Die französische Spirituosenfirma Remy Martin produziert in einem Joint-venture mit einer chinesischen Weinbaugenossenschaft in der Hafenstadt Tianjin die Weinsorte „Dynasty“. Die Weintrauben liefern Häftlinge des nahegelegen Arbeitslagers „Tuanhe“.

Der Ausage eines amerikanischen Wissenschaftlers zufolge hat der Chef von Remy Martin für Nordostasien, John Wong, den Herkunftsort der Produkte gekannt. „Ja, wir beziehen Trauben von der Farm des Straflagers“, soll Wong gesagt haben. Ein republikanischer Senatsabgeordneter erläuterte, die Arbeiter würden gezwungen, für „fast nichts“ zu arbeiten. Die Volksrepublik China sichere sich über das Joint-venture dringend benötigte Devisen. Nach den amerikanischen Handelsbestimmungen dürfen solche Waren nicht importiert werden. Im letzten Jahr hat das Unternehmen 400.000 Flaschen der Sorte in die USA und andere Länder exportiert. Die französische Firma soll das einzige ausländische Unternehmen sein, das in den Skandal verwickelt ist. Der Chinareferent des Ostasiatischen Vereins, Sundmacher, sagte in Hamburg, von deutschen Firmen seien ähnliche Verwicklungen bisher nicht bekannt geworden. Der Direktor des Instituts für asiatische Studien im kalifornischen Claremont, Steven Mosher, sagte vor dem Kongreßausschuß, in China gebe es mehr als 3.000 solcher Arbeitslager, „laogai“ genannt, in denen über 10 Millionen Menschen Zwangsarbeit verrichten. 1988 hätten die Gefangenen Güter im Wert von etwa 800 Millionen US-Dollar produziert.

hbo