S-Bahn nicht im Rhythmus

■ Für die über den Bahnhof Friedrichstraße durchfahrenden Züge gibt es zunächst nur einen provisorischen Fahrplan

Berlin. Verglichen mit den Schwierigkeiten der deutsch -deutschen Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion nehmen sich die Probleme bei der Wiederverknüpfung der Nahverkehrssysteme wie ein Klacks aus. Wie auf der gestrigen Pressekonferenz der BVG erneut deutlich wurde, können gleichwohl auch die noch so bemühten Verkehrsplaner nicht zaubern. Beispielsweise müssen die S-Bahn-Züge auf der wieder durchgehenden Stadtbahnstrecke über den Bahnhof Friedrichstraße bis auf weiteres „unrhythmisch“ nach einem „provisorischen Fahrplan“ rollen. Während sie bisher exakt im Zehn- oder Zwanzig-Minuten-Abstand fahren konnten, werden die Zugabstände auf dem Abschnitt Charlottenburg -Friedrichstraße ab dem 2. Juli am Tage mal vier, mal maximal 14 Minuten betragen - je nachdem, ob das Ziel Königs -Wusterhausen, Erkner oder Flughafen Schönefeld heißt. Das liegt an der nicht restlos möglichen Anpassung an die Fahrpläne der Ostberliner S-Bahn und der drüben im Berufsverkehr notwendigen hohen Zugfolge.

So rumpeln zu diesen Spitzenzeiten stündlich bis zu 30 Züge zum Alexanderplatz. Bis Friedrichstraße sind es noch 18, erläuterte Reichsbahn-Vizepräsident Nierich. Entscheidend hierbei sei, daß diese Zuggruppen alle über nur sieben wichtige Abzweigstellen geführt werden müßten. Außerdem, so Nierich, sind die Reichsbahnfahrpläne schon deshalb nicht so ohne weiteres zu ändern, weil sie jeweils genau mit denen der U-Bahn, der Bus- und Straßenbahnlinien im Ostteil der Stadt abgestimmt seien.

Im Ergebnis wird es Nierich zufolge noch Monate dauern, bis es einen einheitlichen Fahrplan für das gesamte Berliner S -Bahnnetz gibt. Die BVG ist ihrerseits wiederum personell auf die Hilfe der Reichsbahn angewiesen. Bis der Westberliner Eigenbetrieb genügend eigene Triebwagenführer stellen kann, müssen Reichsbahner die bis Charlottenburg erforderlichen zusätzlichen Züge steuern. Zwar will man einen einheitlichen Verkehrsbetrieb schaffen, doch sollen BVGler auch künftig auf Westberliner Gebiet die Rumpelzüge bewegen. Dabei hat die Reichsbahn durch die zusätzlichen Zugangebote über Friedrichstraße selbst einen Bedarf an 48 neuen Zugführern. Aus einem sehr speziellen Grund kann freilich die BVG, die selbst 20-30 zusätzliche Fahrer braucht, auch nicht vorübergehend aushelfen: In Ost-Berlin sind andere Baureihen der alten S-Bahn im Einsatz als hier. Das Leihpersonal müßte in kürzester Zeit auf die ungewohnten Triebwagen umgeschult werden.

thok