Frauenforschungsbilanz

■ Förderungsprogramm für Frauen im Wissenschaftsbetrieb hat sich bewährt / Tagung im Haus der Kirche / Noch nicht für Frauen aus der DDR geöffnet

West-Berlin. 151 Forschungsvorhaben wurden seit Beginn des Förderprogramms Frauenforschung Ende 1988 gefördert. Diese Bilanz zog gestern die Vorsitzende der Förderkommission Frauenforschung, Dr. Karin Hausen. Derzeit unterstützt die Förderkommission ohne Altersbegrenzung vor allem diejenigen Wissenschaftlerinnen, die nach Studium und weiterqualifizierenden Maßnahmen noch immer vor unüberwindlichen Barrieren im Wissenschaftsbetrieb stehen. Die Forschungsarbeiten reichen von der Situation weiblicher Flüchtlinge über Thesen zur Verbindung von Kunst und Wissenschaft, feministischer Gesellschaftskritik bis zum Älterwerden im ErzieherInnenberuf. Die Spannbreite reicht von Technik bis Ethnologie, von Afrika bis Berlin.

Helga Hentschel, Staatssekretärin bei der Frauenverwaltung, geht davon aus, daß das Programm sich nach eineinhalbjähriger Anlaufphase bewährt hat und daß das ursprünglich auf fünf Jahre befristete Programm weiterläuft: „Wir sind guter Hoffnung, daß die Sinnhaftigkeit unumstritten ist.“ Vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung traut sich Helga Hentschel derzeit nicht, mehr als die jährlich drei Millionen DM Mittel zu fordern. Daß der Bedarf weitaus höher ist, zeigen die bisher gestellten 376 Anträge mit einem Volumen von 24,5 Millionen DM. Die gestrige Tagung im Haus der Kirche sollte dem Austausch der Frauen untereinander und der Bilanzziehung dienen sowie zeigen, wie notwendig außeruniversitäre Frauenforschung mit einem interdisziplinären Ansatz ist. „In absehbarer Zeit“ wird im Rahmen des Programms an eine Veröffentlichungsreihe gedacht.

Zur Zeit könnte das Programm nicht für Frauen aus der DDR geöffnet werden, bedauerte Helga Hentschel. Doch würden die dem entgegenstehenden rechtlichen Dinge „in kürzerer Zeit“ behoben werden. Karin Hausen sieht allerdings bei einem Ansteigen der Antragszahlen ohne erweiterte Geldmittel die Gefahr, daß sich das Programm selbst torpedieren könnte.

Marlies Emmerich