Meister der dunklen Töne

■ Don Siegels Frühwerk „Die Rote Schlinge“ um 15.20 Uhr im ZDF

Mit Filmen wie Invasion der Körperfresser, Madigan und Flammender Stern (mit Elvis Presley) hat der Regisseur Don Siegel Filmgeschichte geschrieben. Außerhalb von Cineastenkreisen ist er aber zu Unrecht noch immer wenig bekannt. Sein Thriller Tod eines Killers erhielt besondere Aufmerksamkeit eher wegen der Mitwirkung eines gewissen Ronald Reagan (neben Lee Marvin und John Cassavetes) als aufgrund gestalterischer Qualitäten.

Am ehesten kennt das breite Publikum den Regisseur durch die fünf Filme, die er mit Leinwand-Held Clint Eastwood als Hauptdarsteller drehte.

In Eastwood fand Siegel den Prototyp seiner kantigen Helden. Mit Richard Widmark, Lee Marvin, John Wayne und Robert Mitchum hat er gearbeitet, allesamt Schauspieler mit dem Stempel tough guy, die bei Siegel dann aber zumeist gebrochene oder zwiespältige, in jedem Fall alles andere als idealisierte Helden spielten.

Siegel, 1912 in Chicago geboren, lernte das Handwerk des Filmemachens von der Pieke auf. Er arbeitete im Filmlager der Warner Bros., lernte dort das Schneiden, wurde Chef der Abteilung für Filmschnitt und schließlich second-unit -Regisseur. In dieser Stellung lieferte er Beiträge u.a. zu Michael Curtiz‘ Klassiker Casablanca. Über zwei je mit einem „Oscar“ prämierte Kurzfilme führte der Weg 1946 zur ersten eigenen Spielfilmregie in The Verdict.

Er lieferte einige Meisterwerke des film noir, darunter den kritischen, dokumentarisch genauen Gefängnisfilm Riot in Cell Block 11. Motive und Gestaltungselemente der „schwarzen Serie“ finden sich durchgehend in Siegels Oeuvre: „Visuell trieb Siegel das Genre mit Escape from Alcatraz (1979) zum Extrem, einem Film, der mit so wenig Licht gedreht wurde, daß es eine Art Rekord sein dürfte“ (James Monaco). Siegels Adept Clint Eastwood übrigens übernahm in vielen seiner selbstinszenierten Filme diesen düsteren Stil und perfektionierte ihn weiter.

Der 1949 gedrehte parodistische Thriller Die Rote Schlinge zählt zu den besten von Siegels frühen Arbeiten. Hier findet sich, wie in vielen seiner späteren Filme, das Motiv der Jagd, und zwar gleich in die Spannung erhöhender Doppelung. Ein unschuldig des Geldraubes verdächtigter Buchhalter flieht vor einem hartnäckigen Polizisten und verfolgt seinerseits den wahren Täter bis nach Mexiko. Die Hauptrollen spielen Robert Mitchum, Jane Greer, William Bendix und Ramon Novarro.

Harald Keller